Angeln danach auszurichten, ist aber nicht
lohnenswert, da sich, ähnlich wie bei der Luftfeuchtigkeit, keine Richtlinien
ergeben. Dennoch möchte ich an dieser Stelle auf die angesprochenen Ausnahmegewässer
zu sprechen kommen, wo die Fische positiv auf Regenschauer reagieren können.
Charakteristisch für solche Gewässer ist ein dichter Uferbewuchs, bestehend
aus über das Wasser ragenden Bäumen und Sträuchern. Auf dem Ast- und Blätterwerk
dieser diversen Pflanzen herrscht reges Treiben. Unzählige Käfer, Raupen
und andere Insekten verbringen dort ihr Leben. Bei einem Wolkenausbruch
werden viele dieser Lebewesen durch die herabfallenden Wassertropfen mitgerissen
und landen schließlich im Gewässer. Karpfen können durchaus eine Vorliebe
für dieses Nahrungsangebot entwickeln; genauso, wie man es von den Forellen
kennt, die sogar ihre bevorzugten Standorte unter überhängendem Gestrüpp
finden. Die Karpfen werden aber nur dann auf diese Form der Nahrung zurückgreifen,
wenn ihre Lebensumstände sie dazu veranlassen. Damit meine ich, daß es bei
Weitem nicht ausreicht, wenn ein paar überhängende Sträucher o. ä. vereinzelt
am Ufer vorzufinden sind. Zu wenige Insekten würden bei Regen von diesen
ins Wasser fallen, um das Interesse der Cypriden zu wecken. Typische Gewässerformen,
an denen die Karpfen bei regen mit erhöhter Beißfreudigkeit reagieren, sind
sehr dicht bewachsene, schmale, Flüsse, Weiher und kleine Seen. Falls sich
in diesen Gewässern zudem das natürliche Nahrungsangebot, also Muscheln,
Krebse, Mückenlarven etc., als schlecht oder nicht überdurchschnittlich
gut einstufen läßt, hat man im Grunde eine Garantie dafür, daß die Mooser
bei Regenwetter auf herabfallende Insekten lauern. Niederschlag kann sich
also nur unter bestimmten Voraussetzungen wirklich positiv auswirken. Genauso
zwiespältig sieht es bei Gewittern aus. Mal fängt man vor, während oder
nach einem Gewitter besonders gut, und ein anderes Mal geht überhaupt nichts
an den Haken. Die selben, unbeständigen, Erfahrungen konnte ich bei Nebel
sammeln. Die Fische reagieren sehr unterschiedlich auf die, für den Menschen
so bizarr wirkenden, Lichtverhältnisse. Karpfen lassen sich zu jeder Tageszeit
und unter den fragwürdigsten Bedingungen fangen. Nebel bildet da keine Ausnahme.
Alle Fische reagieren auf Sonnenlicht; bei Zierfischen im Aquarium kann
man das sehr schön beobachten. Der Lichteinfall der künstlichen Beleuchtung
zwingt die Fische zu ihrer Körperhaltung. Bei senkrechtem Lichteinfall schwimmen
die Fische für das menschliche Auge ganz normal umher. Fällt das Licht schräg
ein, verändern die Fische ihre Haltung gemäß dem Winkel des Lichtes. Für
die Angelei ist dieses Phänomen nahezu unbedeutend, da das Sonnenlicht immer
von oben ins Wasser fällt. Dennoch ist die Erkenntnis über das Licht - Fischverhalten
wichtig. Fische, wie unsere Karpfen, haben einen engen Bezug zum Licht,
denn auch unter Wasser gibt es so etwas wie Tag und Nacht . Zu welcher Tageszeit
die Karpfen auf Nahrungssuche gehen, ist häufig vom Licht abhängig. In einigen
Gewässern wird man besser über Tag fangen, an anderen mehr in der Nacht.
Nur selten findet man ein ausgesprochen ausgeglichenes Verhältnis vor, wo
sich die Karpfen sowohl tagsüber als auch nachts fangen lassen. Licht bestimmt
also die Ruhe- und Aktivzeiten der Fische entscheidend mit. Bei dichtem
Nebel wird die, für die Fische gewohnte, Lichteinwirkung verändert. Das
Sonnenlicht erhellt nur spärlich die Unterwasserwelt, so daß es für die
Fische länger Nacht bleibt. Ähnlich verhält es sich auch bei sehr wolkenverhangenem
Himmel; nur ist es bei dichtem Nebel intensiver. Dort, wo die Fische bei
Dunkelheit besser beißen, wird der Nebel günstig erscheinen. Es ist viel
länger Nacht und die Beißzeiten verlängern sich somit auch. Sollten sich
die Fische jedoch bei Tageslicht besser fangen lassen, so wird sich der
Nebel nachteilig auswirken. Allein aus diesem Grund entstehen die unterschiedlichsten
Meinungen im Kollegenkreis. Die einen schwören auf Nebel, während die anderen
ihm nichts Gutes abgewinnen können. Des Öfteren konnte ich beobachten, wie
sich Karpfen im Nebel durch die lauten Klatscher, wenn sie mit ihren massigen
Körpern die Wasseroberfläche durchbrachen, bemerkbar machten. Da ich die
Fische deutlich hören konnte, die erwarteten Bisse aber ausblieben, mußte
der Nebel bei ihnen ein besonderes Verhalten auslösen. Ich möchte dieses
Verhalten als "spielen" bezeichnen. Vermutlich fühlen sich die Fische durch
das fahle Licht sehr sicher und neigen daher zu "Freudensprüngen". An vielen
Gewässern kommen sie in einer solchen Phase sehr dicht ans Ufer heran. Völlig
unbehelligt patrouillieren sie zwischen den Pflanzen und dem Astwerk, ohne
jede Scheu. Falls sie beim Angeln solche Uferkarpfen bemerken, heißt die
Devise, dort die Köder anzubieten, wo sich die fische zur Zeit bevorzugt
aufhalten. Wie schon erwähnt, gibt es bei Nebel keine feste Faustregel,
die gleichermaßen für alle Gewässer gilt; aber es lohnt sich, dort genauer
darauf zu achten, wo man häufig angeln geht, um herauszufinden, wie dort
die Karpfen darauf reagieren; damit man eines Tages die angewandten Angelmethoden
gezielter einsetzen kann. Ziemlich am Anfang meiner Schilderungen habe ich
angedeutet, daß die Trübung des Wassers und die Art des Bodengrundes die
Karpfen wetterabhängig beeinflussen. Bei der Trübung muß man sich das so
vorstellen: Karpfen sind Augentiere und nehmen Nahrung auf Sichtkontakt
genauso auf , wie sie ihre Leckereien mittels Geruchs- und Geschmackssinn
aufspüren können. Das einfallende Sonnenlicht kann sehr tiefe Wasserschichten
erhellen; vorausgesetzt, das Wasser ist klar genug. in einer trüben Brühe
wird die Fähigkeit, mit den Augen auf Nahrungssuche zu gehen, vermindert.
Im Normalfall kommen die Karpfen sehr nah ans Ufer heran, da dort, durch
das einfallende Licht, gute Sichtverhältnisse herrschen. Nachts und bei
schlechtem Wetter können sie nahezu überall nach Nahrung suchen und werden
die Uferzonen nicht unbedingt
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