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Karpfenwetter - gibt es das ? Teil I |
Von Andreas Janitzki |
Egal, ob sich die Sonne am wolkenlosen Himmel zeigt, der Regen in Bindfäden zu Boden fällt oder Nebelschwaden den Wiesen und Gewässern eine gespenstische Aura verleihen, jedes Mal steht die Frage im Raum, welche Auswirkung das Wetter auf die Beißlaune der Karpfen hat. Doch auch, wenn man Antworten findet, helfen sie einem denn dann auch weiter? Kaum jemand würde seine Angelei nach einem günstiger erscheinenden Fangwetter richten, sondern in jeder nur verfügbaren Minute seinem Hobby nachgehen. Trotzdem |
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ist es meiner Meinung nach wichtig, den Launen des Wettergottes mehr Aufmerksamkeit zu schenken, um langfristig Rückschlüsse auf Erfolge und Niederlagen ziehen zu können, da sich zu viele Angler ihre Köpfe über Montagen, Köder und Gerät zerbrechen und einfach nicht weiter kommen. So wird während eines Angelausfluges beispielsweise ein neuer Lockstoff ausprobiert und kaum etwas gefangen. Am nächsten Wochenende wird mit einem neuen Wundermittel experimentiert, obwohl die erste Wahl vielleicht gut gewesen war, aber die Cypriden aufgrund einer ungünstigen Wetterlage keinen so rechten Appetit zeigten. Ein Teufelskreis, in dem sich der Petri Jünger unbewußt befindet, stellt sich ein. Ständig werden die Köder und Montagen verändert, um so die gewünschten Fangerfolge zu erreichen .Nicht selten bleiben die erhofften Resultate aus, falsche Meinungen entstehen und zurück bleibt ein frustrierter Angler. Es ist ohnehin schwer genug, die richtigen Angelplätze auszuwählen, also die Gewässerabschnitte ausfindig zu machen, in denen sich die Moosrücken zur Zeit bevorzugt aufhalten, um dann geduldig auf den ersten Biß zu hoffen. Ein ständiges Verändern seiner Gerätezusammenstellung schmälert, langfristig gesehen, also die maximalen Fangchancen und würde nur in Ausnahmesituationen weiterhelfen. Selbstvertrauen zu seinem Vorgehen und Geduld sind zwei Faktoren, die den erfolgreichen Angler ständig begleiten; genauso wie das Erforschen der Verhaltensmuster seines Zielfisches. Hierzu gehört auch die Berücksichtigung der jeweiligen Wettersituation. Vor allem den Karpfen wird nachgesagt, daß es sehr mißtrauische und sensible Fische sind; und somit dürfte es kaum verwundern, daß ihre Wetterfühligkeit den Appetit beeinflußt. |
Über die vielen Jahre hinweg, in denen ich meine Erfahrungen an den unterschiedlichsten Gewässern sammeln konnte, gehörte das Führen eines Fangbuches zu meinen selbstauferlegten Pflichten. Sorgfältig wurden alle Notizen über wichtig erscheinende Wetterfaktoren eingetragen und regelmäßig überprüft, um Zusammenhänge zwischen Fisch und Wetter zu entschlüsseln. Heute kann ich sagen, daß das Ergebnis meiner Forschungen einige Geheimnisse gelüftet hat und zum Teil stark von der Meinung anderer Angler abweicht. Ein ideales Karpfenwetter gibt es nicht. Wie sollte dieses auch aussehen, denn nichts zeigt sich jeden Tag in einer so veränderlichen Form. Wohl aber gibt es Bedingungen, die die Fische mehr oder minder zum Fressen animieren . Bevor ich auf die einzelnen Faktoren näher eingehe, möchte ich darauf hinweisen, daß das Verhalten der Spezies stark gewässerbezogen ist; d. h . jeder Lebensraum , egal ob Fluß, Teich, Kiesgrube oder natürlicher See, weist seine eigenen Merkmale auf, die sich beim Angeln wetterbezogen auswirken. Die Art des Bodengrundes, die Trübung des Gewässers und dessen Tiefe, als auch das Vorkommen des dortigen Wasserpflanzenbewuchses, haben einen Einfluß. Man muß seine Erfahrungen individuell für jedes Gewässer einzeln sammeln, um die dort günstigeren Bedingungen herauszufinden . Als vielseitig orientierter Angler, der die unterschiedlichsten Gewässer befischt, wird man im Laufe der Zeit Zusammenhänge zwischen dem Angelwasser und dem Wetter erkennen lernen, die die eigenen Erfolge maßgeblich vorantreiben . Widmen wir uns nun den einzelnen Faktoren. |
![]() | An erster Stelle möchte ich auf den Wind eingehen; denn über nichts wird mehr diskutiert, als über seinen Einfluß. Weit verbreitet ist die Meinung, daß mit den Wellen bei auflandigem Wind freigespülte Nahrung angeschwemmt wird und somit das windzugewandte Ufer ideal erscheint. Eine solche Begründung hat höchstens einen Wert bei sehr kleinen und flachen Weihern, sowie Parkteichen; aber auf keinen Fall bei größeren Seen. Vorstellen muß man sich das Ganze so: Starker Wind kann nur bei flachen Gewässern den Bodengrund |
aufwirbeln, so Karpfennahrung in Uferrichtung schwemmen und somit auf eine günstige Platzwahl hindeuten. Falls sich beim Angeln eine solche Situation ergibt, spricht nichts gegen den Versuch, sein Glück an dem windzugewandten Ufer herauszufordern. An kleinen Gewässern ist es ohnehin leichter, die Karpfen auf einen Futterplatz zu locken. Durch den, in der Größe stark eingeschränkten, Lebensraum werden die Fische mit allergrößter Wahrscheinlichkeit regelmäßig an dem Angebot des Anglers vorbeischwimmen, da sie immer aufs Neue an den genannten Gewässerabschnitten patrouillieren. Bei sehr großen Gewässern, wie beispielsweise den französischen Stauseen, aber auch bereits ab einer Wasserfläche von rund 15 Hektar, wird der Wind keine Nahrung freispülen; zumindest nicht in einer solch intensiven Form, daß es ans Ufer geschwemmt würde. Dennoch scheint wellenbewegtes Wasser die Karpfen zur Nahrungsaufnahme zu animieren; doch worin ist die Ursache zu sehen ? Vielleicht haben auch Sie bereits ihre Erfahrungen mit dem Wind gemacht und sowohl bei spiegelglatter Oberfläche, als auch bei schaumkronenbildenden Sturmböen gut gefangen. Ich konnte niemals feststellen, daß die Karpfen zur Nahrungsaufnahme ausschließlich an das Ufer schwammen, auf dem der Wind stand, um dort antreibende Nahrung zu fressen. Vielmehr bin ich davon überzeugt, daß die Wellenbewegung eine Sauerstoffanreicherung des Gewässers zur Folge hat, die die Vitalität der Fische bewirkt. Je höher der Sauerstoffgehalt ist, um so aktiver werden sich die Karpfen zeigen. Übereinanderschlagende Wellen erzeugen Schallwellen, die mittels der Seitenlinie der Cyprinyden wahrgenommen werden. Diese Schallwellen signalisieren vermutlich die Sauerstoffanreicherung durch den Wind. Natürlich wissen die Fische nicht, daß bei Wellengang, mehr Sauerstoff ins Wasser gelangt - für eine solchen Gedankengang reicht ihre Intelligenz wohl kaum aus. Sie werden aber instinktiv wissen, daß die, durch den Wellengang erzeugten und von ihnen aufgenommenen, Signale ihr Wohlbefinden beeinflussen und sie sich somit aktiver zeigen. Wind alleine ist aber keine Garantie, um Karpfen zu fangen. Bei einer ausreichenden Sauerstoffsättigung werden Sie, gleichermaßen bei Windstille wie auch bei meterhohen Wellen, zum Fisch kommen. Wenn über einen längeren Zeitraum eine Flaute den Sauerstoffhaushalt ungünstig herabsetzt, werden sich die Mooser zurückziehen und ihren Organismus in Ruhe versetzen, bis wieder günstigere Zeiten nahen. Die Art und Vielzahl der vorkommenden Wasserpflanzen hinterläßt dabei auch ihre Spuren. Mit Ausnahme der Seerosen, geben Pflanzen Sauerstoff |
![]() | ab und versorgen damit ihre Umgebung mit diesem Lebenselexier. Je dichter der Bewuchs ist, desto mehr Sauerstoff gelangt ins Wasser. Außer nachts und über einen lang anhaltenden Zeitraum, wo sich das Tageslicht düster zeigt, meinetwegen bei sehr dichter Bewölkung, wird von den Pflanzen der Sauerstoff wieder selbst benötigt und zum Teil wieder abgebaut. Ausreichendes Licht, der Bewuchs und der Wind greifen somit in den Sauerstoffhaushalt ein und bilden eine Kette von Ereignissen, von denen sich die Karpfen gleichermaßen wie alle anderen Fischarten beeinflussen lassen. Bleibt beispielsweise ein flaches Gewässer über mehrere Tage einer absoluten Windstille bei schlechten Lichtverhältnissen ausgesetzt, so geht auch der Sauerstoffgehalt in den Keller und die Karpfen werden alles tun, nur nicht die Köder der Angler fressen. Eine ähnliche Situation findet man bei sehr heißem Wetter vor, wenn sich kein Lüftchen rührt; denn auch steigende Temperaturen hinterlassen Spuren. Kommt in einer solchen Situation Wind auf, beginnt der Kreislauf von Neuem und |
die Fische werden wieder munter. Während sehr warmen Sommermonaten konnte ich häufig beobachten, wie die Cypriden scheinbar apathisch zwischen Wasserpflanzen standen oder nur gemächlich an der Wasseroberfläche kreuzten. Als ersten Eindruck hätte man den Verdacht haben können, daß die Mooser die wärmenden Sonnenstrahlen genießen und aus diesem Grund so beißfaul reagieren. Mittlerweile bin ich aber zu der Erkenntnis gelangt , daß sich die Tiere nur instinktiv so verhalten; denn wenn sie sich weniger bewegen, verbrauchen sie weniger Sauerstoff und weniger Energie. Wenn sie weniger Energie verbrauchen, wird auch weniger Nahrung benötigt; also werden sie auch weniger fressen. Eine Erkenntnis, die auf ähnliche Weise beim Winterangeln greift. Denn bei fallenden Temperaturen werden Karpfen bekanntlich auch träge; nur ist die Ursache dafür nicht der sinkende Sauerstoffgehalt des Wassers, sondern ausschließlich das stetig sinkende Nahrungsangebot und die Kälte. Karpfen sind wechselwarme Tiere; das heißt, sie passen ihre Körpertemperatur der des Wassers an. Wärme ist sozusagen eine Art Lebenselexier, das die Cypriden zu allen Aktivitäten animiert. Warmes Wasser an sich ist also ideal zum Karpfenangeln; doch wenn durch die Wärme der Sauerstoff knapp wird, ist es mit der Beißlaune auch bald vorbei. Bei großen Gewässern, wo über einen längeren Zeitraum Hitze und Windstille den Sauerstoffgehalt verschlechterten, hat sich herausgestellt, daß die Fische dort am aktivsten waren, wo ein aufkommender Wind das Wasser als erstes in Bewegung versetzte. Auch konnte ich feststellen, daß in Bereichen, die im Windschatten lagen, häufig überhaupt keine Bisse zu verzeichnen waren; während Angler, die im wellenbewegten Wasser ihre Köder anboten, wahre Traumstunden erlebten. Sollten Sie während einer Hitzeperiode bei Windstille an einem großen See sitzen und die Karpfenbisse bleiben aus, dann geben Sie die Hoffnung nicht auf; denn mit aufkommendem Wind kehrt auch der Appetit ihrer Lieblinge zurück. Bei ersten Angelversuchen im Sommer an sehr großen Gewässern, wie beispielsweise bei Urlaubsausflügen nach Frankreich, gilt deshalb meine erste Wahl den Angelbereichen, wo der Wind das Wasser in Bewegung versetzt oder wo eine üppige Pflanzenvegetation die Unterwasserwelt mit Sauerstoff anreichert und somit ideale Voraussetzungen schafft. Unterschiede sind aber auch in der Gewässertiefe zu sehen. Große und tiefe Seen brauchen sehr lange, um den Sauerstoffgehalt zu optimieren, geben ihn aber während einer kritischen Zeit auch langsamer ab, so daß sich die Beißlaune unseres Schuppenwildes nur zögerlich verschlechtert. Flache oder kleine Gewässer leiden in erhöhtem Maß unter den Wechselerscheinungen des Wetters. Daher kommen auch die beängstigenden Schlagzeilen, wenn während besonders heißer Sommermonate Gewässer wegen Sauerstoffmangels umkippen. Überbesetzte Teiche trifft eine solche Katastrophe am ehesten, da ein Übermaß an Fisch auch dementsprechend viel Sauerstoff benötigt. Gut bedachte Besatzmaßnahmen helfen, Probleme in heißen Sommern zu vermeiden. | |
Viele Vereine meinen es zu gut und setzen ihre Gewässer einer unnatürlichen Fischdichte aus; dabei wird kaum an die warmen Sommermonate gedacht. Man kann nämlich sagen, je ausgewogener das Verhältnis vom Fisch zur Wassermasse ist, um so länger wird es dauern, bis sich ein Sauerstoffentzug negativ bemerkbar macht und desto länger werden die Fische aktiv nach Nahrung suchen. Zeigen sich im Sommer also schlechte Fangergebnisse, so ist die Ursache vielleicht auch in einem Überbesatz zu finden. Ein weiterer Grund, warum Wind oftmals gute Karpfenfänge ermöglicht, liegt in der Wasserumwälzung und der damit verbundenen Temperaturverschiebung. Die Temperaturen in den unterschiedlichen Wasserschichten verlagern sich. Beispielsweise wird im Frühjahr bei mildem Süd-Westwind der Uferbereich schneller erwärmt; und da Karpfen bekanntlich die Wärme lieben, werden sie auch ihre bevorzugten Standorte danach richten. Die Auswirkungen von Temperaturveränderungen in tieferen Wasserschichten zu erkunden, erfordert einen immensen zeitlichen Einsatz und setzt genaue Messungen voraus . So etwas ist, wissenschaftlich betrachtet, sehr interessant, aber für den Angler kaum durchführbar. Man muß das Wetter generell berücksichtigen und nicht nur an den Tagen, wo man Angeln geht, wenn man eindeutige Rückschlüsse gewinnen und die eigene Angelei danach ausrichten möchte. Im Gegensatz zu der weitläufig verbreiteten Meinung, räume ich der Windrichtung keine so große Bedeutung bei. Egal, von wo der Wind blies; meistens konnte ich zu jeder Jahreszeit respektable Erfolge erzielen, die eine weitestgehende Unabhängigkeit von der Windrichtung prophezeiten. Es gibt Gewässer, wo die Karpfen ihre Standorte mit der veränderten Windrichtung verlagern. Da bei handelt es sich aber um ein Ausnahmeverhalten, und es wäre falsch, wenn ich behaupten würde, eine Angelplatzwahl ausschließlich nach dem Wind zu richten. Das Vorkommen des natürlichen Nahrungsangebotes, die Wassertemperatur und der Sauerstoffgehalt haben ihren Einfluß auf das Wohlbefinden der Cypriden und nur dort, wo sie sich wohlfühlen, werden sie sich zum Fressen aufhalten. | |
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