An einem sonnigen Septembertag traf ich in meinem Hotel ein. Einer
Einladung des örtlichen Karpfenanglerclubs folgend wollte ich in dieser Gegend einige
schöne Angeltage verbringen. Ich war glänzender Laune, eine tolle Zeit stand mir bevor,
zudem hatte ich meinen Freunden ein neues Boilierezept mitgebracht, welches ich erst
kürzlich entwickelt hatte. Kaum hatte ich die Tür meines Hotelzimmers geschlossen, als
es auch schon an eben dieser klopfte. Ein großer, hagerer Mann mit Halbglatze trat ein
und stellte sich als Herr Broxter vor. Es stellte sich heraus, das er der Chef einer Firma
war, die Futter für die Karpfenangelei herstellte. Er hatte gehört ich hätte ein neues
Rezept entwickelt, welches er gerne käuflich erwerben wollte. Sie müssen wissen,
die Welt ist so schlecht geworden. Überall wimmelt es nur so von Leuten, die nur ihren
eigenen Vorteil suchen und ahnungslose Menschen mit einem schnellen Kontrakt übertölpeln
wollen." Mit diesen Worten hielt er mir einen Vertrag und einen vergoldeten
Kugelschreiber entgegen. Nun ja, warum nicht, dachte ich mir, scheint ein sympathischer
und ehrlicher Mann zu sein. Kaum hatte ich den Stift angesetzt, als auch schon das Telefon
klingelte. Haben sie schon unterschrieben"? , keuchte es mir aus dem Hörer
entgegen. Auf meine Verneinung spürte ich förmlich die Erleichterung meines
Gesprächspartners. Setzen sie auf keinen Fall ihre Unterschrift unter diesen
Vertrag, man will sie betrügen. Wir sehen uns in 2 Minuten in der Hotelbar". Ohne
meine Antwort abzuwarten legte der mysteriöse Anrufer auf.
Nach einer kurzen Entschuldigung zu der Halbglatze hastete ich hinunter in die Hotelbar um
rechtzeitig am vereinbarten Treffpunkt zu erscheinen. Ein kleiner untersetzter Mann namens
Pelzmann erwartete mich mit sichtlicher Ungeduld. Wissen sie den nicht wer sich in
ihrem Zimmer herumtreibt?" Ich wußte es nicht. Broxter ist einer der größten
Betrüger der westlichen Hemisphäre. Er wird landesweit wegen Scheckbetruges und
Devisenschwindeleien gesucht", sprudelte es hervor, bei so jemand wollen sie
doch wohl nicht unterschreiben?" Langsam wurde mir einiges klar. Hatte dieser Broxter
nicht gleich so verschlagen ausgesehen und warum wollte er das ich den Vertrag erst nach
erfolgter Unterschrift lese ? Zweifel über Broxter kamen in mir auf. Ehrliche
Männer sind schwer zu finden, aber glauben sie mir, ich bin einer davon". Mit diesen
Worten zauberte der Dicke einen Schreiber und einen 18-seitigen Vertrag hervor.
Bitte hier neben dem Kreuz unterschreiben." Natürlich, das konnte er haben, meine
Dankbarkeit für meinen Retter kannte keine Grenzen. Als ich den Schreiber angesetzt
hatte, hörte ich, wie im Essensaal mein Name ausgerufen wurde. Ein Bin gleich
wieder da" rufend lief ich zu dem Ausrufer, der während der ganzen Zeit ein
überdimensionales Pappschild mit meinem Namen schwenkte. Sie werden dringend
erwartet." Mit diesen Worten zeigte der Ausrufer in den hintersten Winkel des Saales,
an dem am letzten Tisch ein Mann saß. Nach kurzer Begrüßung stellte er sich als Kevin
Cash vor. Er fuhr im Verschwörerton fort: Broxter und Pelzmann sind Partner, sie
arbeiten zusammen. Der eine warnt vor dem anderen und sie schleichen sich so in ihr
Vertrauen. Beide werden wegen Gaunerei in vielen Fällen und verbotener Sexualpraktiken
von Interpol gesucht."
Mir wurde übel. Wie hatte ich nur so arglos sein können? Haben sie das Rezept bei
sich ?" flüsterte er, glauben sie mir, es gibt Leute die sind nur darauf aus
einen flüchtigen Blick auf solche Rezepturen zu werfen, um es dann als ihr eigenes zu
verkaufen." Bei diesen Worten trat ein seltsames flackern in seine Augen.
Unglücklicherweise mußte ich feststellen, das ich unvorsichtigerweise den Zettel mit dem
Rezept nicht im Hoteltresor eingeschlossen hatte. Das Rezept lag in meinem Zimmer bei
diesem widerlichen Verbrecher Broxter. Sofort machte ich mich auf den Weg es aus den
Klauen dieses Unmenschen zu befreien. Auf dem Weg dorthin wurde ich im Treppenhaus von
einem freundlichen Herrn namens Futtchinson aufgehalten. Er bot mir augenblicklich einen
unwiderstehlichen Vertrag an. Vorsichtig geworden fragte ich zunächst nach seinen
Referenzen. Cash ist ein Raubmörder, außerdem wird er als der geheime Komplize von
Dagobert, dem Erpresser gesucht. Zudem hat er wahrscheinlich Kennedy erschossen."
Das reichte mir. Mit der Ausrede eines komplizierten Bruches der Schreibhand tröstete ich
ihn auf eine halbe Stunde hinaus. Vielleicht waren es auch die Handschellen, die er trug
die mich nervös machten. Aber irgendwie wurde ich stutzig. In meinem Zimmer angekommen
sah ich wie jemand das Zimmer durchwühlte. Zu meinem Erstaunen war es nicht Broxter,
sondern jemand der sich als Herr Dornetz vorstellte. Auf meinen Vorwurf das ganze Gepäck
durchwühlt zu haben antwortete er dies geschehe nur zu meiner eigenen Sicherheit.
Man könne niemand mehr Vertrauen. Er habe sich selbst erst letzte Nacht dabei erwischt,
wie er Geld aus seiner eigenen Kasse genommen hatte. Das machte mich nachdenklich. Würde
auch ich mich am Ende noch selbst betrügen? Gerüchte über mich hatte ich schließlich
genug gehört. War ich nicht naiv an meine eigene Ehrlichkeit zu glauben ? Entsetzt
stellte ich fest das ich mir das Rezept selbst entwendet hatte. Also war es doch wahr.
Hatte ich mich nicht oft genug vor mir gewarnt? Weswegen suchte mich noch mal die Polizei
?
Schließlich gründete ich mit Dornetz die Firma Top Tragic - Futter und Verleumdungen.
Haben sie nicht ein gutes Rezept für uns ?
M.D. (Dank an E.K.) |