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Dieses Gespräch fand während einer meiner letzten Angelsitzungen statt. Es war ein durchaus lebhaftes und interessantes Interview. Obwohl wir Themen wie Politik, Religion und das Wetter ausließen,
war dieses für mich ein einmaliges Erlebnis.
Ansonsten ist mein geistiger Zustand ziemlich stabil.


Ich :
Guten Tag, Herr Karpfen.

Karpfen:
Guten Tag, mein Herr.

Ich :
Zunächst muß ich ihnen eingestehen, ich bin ein wenig nervös. Es passiert ja nicht alle Tage, das sie so bereitwillig Rede und Antwort stehen.

Karpfen:
Was daran liegt, daß ich so selten gefragt werde. Ganze Bücher werden über mich geschrieben, und das ohne das je irgendwer um Erlaubnis gefragt hätte. In meinen Augen keine seriöse Presse.

Ich :
Presse ist ein gutes Stichwort. Lesen sie jede Veröffentlichung über sich ?

Karpfen:
Da hängt ganz vom jeweiligen Autor ab. Es gibt welche, die sich sehr gut in mich versetzen können. Andere wiederum, verzeihen sie mir den Ausdruck, haben offensichtlich keine Ahnung, wovon sie schreiben.

Ich :
Wollen sie Namen nennen ?

Karpfen:
Nein, ich möchte keinem zu nahe treten. Aber gerade die professionellen Hersteller der Pralinen neigen zu leichter Selbstüberschätzung. Außerdem machen sie aus mir viel mehr als ich eigentlich bin. Wie soll ich aus dieser Auswahl von verschiedenen Pralinen den z.B. die nahrhafteste herausfinden ? Wissen sie, auch ich bin schließlich nur ein Fisch.

Ich :
Pralinen ?

Karpfen:
Ja, diese Dinger, die mir ständig in die Wohnung geworfen werden. Manchmal kann das wirklich beim Fernsehen stören. Manche Leute haben einfach kein Feingefühl. Auch ein Fisch braucht mal ein Privatleben, wo er nur sehr ungern belästigt wird.

Ich :
Apropos Privatleben, sie haben hier eine wunderschön eingerichtete Wohnung !

Karpfen:
Ja, nicht wahr. Meine Frau hat Jahre gebraucht, um alles so hinzubekommen. Hier eine neue Unterwasserpflanze, dort wieder eine Wurzel. Die Muschelbank dort drüben haben wir erst letzte Woche geliefert bekommen. Das einzige Problem ist die Kälte im Winter hier. Leider ist dieser Ort recht zugig. Ein Vetter von mir, er wohnt im T.Kanal in Holland, hat eine Heizung, aber sie ist manchmal recht unzuverlässig, vor allem an den Feiertagen.

Ich :
Kommen wir einmal auf das Verhalten der Angler zu sprechen. Wie stehen sie dazu ?

Karpfen:
Karpfen- oder Kochtopfangler ?

Ich :
Gibt es für sie den einen Unterschied ?

Karpfen:
Oh ja, einen gewaltigen. Die sogenannten Kochtopfangler mag ich natürlich gar nicht. Viele meiner Freunde sind ihnen bereits zum Opfer gefallen. Ein unvorsichtiger Moment und Zack - ist es um einen geschehen. Feige wie sie sind reden sie sich dann mit angeblichen Gesetzen heraus. Es wäre zu komisch , wenn es nicht so tragisch wäre. Glücklicherweise sind diese Schlächter leicht zu erkennen. Von schlichter Wesensart, wie sie nun einmal sind, werfen sie in der Dunkelheit kleine grüne Glühstäbchen ins Wasser. Am Tage geben sie sich durch ihre Glöckchen zu erkennen, die sie stets mit sich führen. Oft machen wir uns dann einen Spaß und schicken dann die Brassen voran, die sie dann zur Verzweiflung treiben. Wir haben dann immer viel zu lachen.

Ich :
Und die Karpfenangler ?


Karpfen
:

Harmlose Spinner, wenn sie mich fragen. Wer ist denn schon so gestört und setzt sich wochenlang an ein mückenverseuchtes, schlammiges Ufer, nur um ein Foto von mir zu bekommen ? Aber sie scheinen glücklich dabei zu sein. also lassen wir sie gewähren.

Ich :
Sie stören sie also nicht ?

Karpfen:
Nur wenig. Wenn sie in Massen auftreten, können sie ein bißchen nervend sein. Sie neigen dann dazu meine Wohnung mit Kiloweisen Leckereien zu füllen. Und das meist genau dann, wenn ich gerade auf Diät bin. Manchmal tun sie mir aber auch leid. Letztens war sogar einer im tiefsten Winter hier. Eine traurige Gestalt. Blaugefroren und halb verhungert. Ich habe dann aus Mitleid auf seinen Köder gebissen und mich mit ihm fotografieren lassen. Was glauben sie, was das für eine Freude für ihn war. Schlichte Gemüter sind ja so leicht zu erfreuen.

Ich :
Herr Karpfen, wollen sie zum Abschluß des Interviews unseren treuen Lesern noch etwas sagen ?

Karpfen:
Ja, ich möchte zunächst einmal die Gelegenheit nützen, allen meinen Fans zu danken. Ich liebe euch alle. Es ist allerdings nicht nötig mir so zu huldigen, wie es manche tun. Für uns Fische ist das manchmal recht verwirrend. Können sie sich vorstellen, wie ein Halbgott verehrt zu werden und dann blickt man in den Spiegel und stellt fest, daß man Schuppen hat?

Ich :
Vielen Dank, Herr Karpfen.

Karpfen:
Viel Spaß dann noch !

(Marcus Dittgen)

 

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