Line Aligner - Die deutsche Version

Von Markus Dittgen

Mitte der achtziger Jahre machte zuerst auf der Insel, später dann auch in Deutschland, eine besondere Montage von sich reden. Das Bent - Hook - Rig. Zunächst bekannt wegen der wenigen Fehlbisse lernte man jedoch sehr bald auch die Schwächen dieses Systems kennen. Löcher in 5 - Pfennigstück - Format im Maulbereich der Karpfen und natürlich dadurch resultierende Fischverluste (im doppelten Sinne) waren leider eher die Regel als der Einzelfall. Die Hebelwirkung des langen Hakens wirkte wie ein Bohrer und verletzte die Fische auf fürchterliche Weise. Schon kurze Zeit nach seiner Einführung wurde deswegen der Benthook zu Recht von vielen Gewässern verbannt. Nur ein Mann forschte weiter in diese Richtung - Jim Gibbinson. Er wollte und konnte sich nicht damit abfinden auf die unbestreitbaren Vorteile dieses Rigs zu verzichten und erfand, zu unser aller Freude, den Line Aligner (Karpfenscene Ausgabe 3/94). Leider hat aber auch diese an sich geniale Erfindung eine kleine Schwäche: Es können nur bestimmte Haken, uns zwar welche mit geradem oder nach Innen gerichteten Öhr verwendet werden. Ist das Öhr nach Außen geneigt, wird aus dieser feinen Montage eher ein Objekt für die Kunstausstellung . Mit diesem Problem ließ mich der englische Meister nun allein. Nun könnte man vielleicht sagen, stell dich nicht so an, verwende in Zukunft andere Haken. Doch eben dies wollte ich nicht. Seit vielen Jahren benutze ich den sogenannten "Wahnsinnshaken" der Kölner Firma Profi-Blinker. Ich bin für gewöhnlich nicht sehr leicht zufrieden zu stellen, aber dieser Haken überzeugte selbst mich. Die Schärfe ist unglaublich, die Stabilität und das Gewicht sehr gut. Leider zeigt das Öhr nach Außen, was im Normalfall unwichtig ist, aber die Verwendung des Line Aligners verhindert. Über lange Zeit fand ich mich damit ab und fing in dieser Zeit auch sehr gut. Neue, schwierige Gewässer aber brachten mich aber dann doch wieder ins Grübeln. Eines Nachts um so ca. 1 Uhr dreissig (was mal wieder beweist, wie gestört Karpfenangler sind) kam der Einfall, die Idee. Wäre ich in den nächsten Minuten eingeschlafen, wäre diese Idee, wie so viele ihrer Vorgänger, wohl in den geistigen Müllkorb gewandert. Also stand ich, trotz unverständlicher Blicke meiner Ehefrau, auf um meine Idee zu fixieren. Das Ergebnis sehen Sie nun vor sich - meine Version des Line Aligners


Bei einem normalen Line Aligner entsteht das Drehen des Hakens durch ein Stück Schrumpfschlauch, durch den das Vorfach nach Vorne herausgeführt wird. Bei dem Bent - Hook selbst führt der lange Hakenschenkel zur Rotation. Meine Version nutzt dazu einfach ein ca. 2 cm langes Drahtstück, das von 2 Schläuchen fixiert wird. Die Vorteile dieser Methode liegen auf der Hand. Zum einen kann diese Version mit jedem Haken benutzt werden. Zweitens ist es möglich, die Form des Line Aligners selbst zu bestimmen, da ja der Draht biegsam ist und damit eine gewisse Flexibilität zuläßt. Dadurch wird es für dem Benutzer einfacher, individuelle Formen zu kreieren und er kann schneller auf veränderte Bedingungen reagieren. Die Unauffälligkeit und Schonung des Fanges steht sicherlich dem Original in nichts nach, was ich durch längere Testserien nachweisen konnte. Bei beiden Versionen konnte man keinen Unterschied erkennen, was sowohl Anzahl der gefangenen Fische wie auch die sehr geringe Zahl der Aussteiger angeht. Der deutsche Line Aligner ist auch für ungeübte Bastler leicht herzustellen. Alles was man benötigt ist ein Stück Federdraht von ca. 2 cm Länge (je nach Hakengröße) und zwei Stücke Tube von 0,5 und 1 mm Durchmesser. Das 1 mm Tube wird auf den Haken geschoben (falls nicht ohnehin vorhanden), das 0,5mm Stück auf das Vorfach. Nun den Draht durch das Hakenöhr geschoben und in beide Schläuche gesteckt - Fertig. Die Form kann im Nachhinein bestimmt werden, so wie auch die ganze Montage nachträglich in fertige Vorfächer integriert werden kann. Ein großer Vorteil dieses Systems besteht auch nicht zuletzt darin, das man keinen Wasserdampf oder ähnliche Dinge braucht. Auch eine Beschädigung des Vorfaches durch Hitze wird vermieden.

Als kleinen Tip, der nicht direkt mit dem System zusammenhängt, möchte ich noch auf die Befestigung des Köders eingehen. Anstatt eines Boiliestoppers herkömmlicher Art ziehen meine Freunde und ich seit Jahren die Schlaufenbefestigung vor. Die Funktionsweise ist wiederum sehr einfach. Die Schlaufe am Ende des Haares wird so groß gemacht wie der zu erwartende Köder. Nach dem durchziehen durch den Köder mittels der Boilienadel wird die Schlaufe einfach um den Köder geschlungen. Selbstverständlich sollte die Länge des Haares angepaßt sein. Ein überlanges Haar kann aber auch gut auf dem Haken aufgewickelt und unter dem Schlauch fixiert werden. Ein einfacheres Hantieren und die Vermeidung von Einziehen des Stoppers in den eventuell weichen Köder sind die Hauptvorteile. Die Fangkraft leidet jedenfalls keineswegs unter dieser Umschlingung, wie schon oft genug bewiesen wurde.

Ich hoffe das meine Denkansätze und Überlegungen Ihnen den Weg zu mehr und größeren Fischen leichter machen und verbleibe mit besten Wünschen ihr Markus Dittgen.

 

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