Wasser. Es wurde ausgelotet, gefüttert
usw. Für mich schien die ganze Sache sehr übertrieben. Schließlich dachte
ich immer Angeln bestände darin, daß man einen Wurm an den Haken kettet
und dann die Angel solange vor sich ins Wasser hält, bis sich endlich mal
ein Fisch daran verirrt. Doch weit gefehlt! Zuerst wurden die Angeln aufgebaut
und mit Haken, Vorfächern und was es sonst noch gibt ausgestattet. Danach
wurde wild rumdiskutiert, welche Boilies denn wohl die Angebrachtesten wären.
Die Prozedur begann mit dem Aufbauen.
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Boilies?
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Was war das denn nun schon wieder?
Man klärte mich darüber auf, daß es sich dabei um kugelförmige Futterbällchen
handelt, die anstatt der Würmer auf den Haken kommen. Damit fange man in
Karpfenanglerkreisen die Karpfen. Diese Boilies schienen mir sofort als
sympathisch, denn schließlich hatte ich schon die ganze Zeit an den armen
Wurm gedacht, der da aufgespießt am Haken hängen würde. Das es diese Boilies
nun auch noch in verschiedenen Geschmacksrichtungen gab verwirrte mich vollständig.
Man gab mir verschiedene Exemplare, die ich mir sofort unter die Nase rieb.
Mmh, einige rochen echt gut. Süßlich und fruchtig. Andere dagegen konnte
ich gar nicht ausstehen. Diese rochen nach altem vermodertem Fisch. Nachdem
dann endlich die Ruten (wieder ein neuer Begriff den ich lernte) bestückt
waren wurden diese endlich ins Wasser gelassen. Zu diesem Zeitpunkt hatte
man mir eine Angel in die Hand gedrückt, die ich mal eben auf den Rod-Pod
legen sollte.
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Rod-Pod
& Bißanzeiger
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Haha, witzig! Rod-Pod, was war
denn das schon wieder? "Na, da rechts neben Dir, der Rutenhalter" hieß es.
Ach so, ja dann! Ich legte also die Angel dort nieder. Plötzlich fing dieses
Ding auch noch an zu piepen und schon wieder eine neue Frage, was war das
schon wieder? Ich glaube an dieser Stelle empfand man meine Fragerei nur
noch als nervig.... aber nein, es wurde mir wieder ganz ruhig erklärt das
es sich hierbei um einen Bißanzeiger handelt. Ach so Bißanzeiger, das verstand
ich allerdings sofort. Mein erster Kommentar war dennoch: "Mensch, was seit
Ihr faul"! Als ich früher nämlich mal (da war ich noch sehr klein) mit meinem
Papi angeln war, hatte der Posen an seiner Angel. An der konnte er sehen
(erklärte er mir damals), ob ein Fisch an seinem Wurm zugange war oder nicht.
Wiederum erntete ich schallendes Gelächter. Mit diesen elektronischen Bißanzeigern
wäre die Sache viel einfacher. Zwischendurch könne man schließlich das Essen
vorbereiten, lesen und sogar schlafen. Es entginge so kein Biß. Aha! So,
nun war endlich alles aufgebaut und mein Wissensdurst war eigentlich auch
gestillt, aber nein, unsere Schlafgemächer fehlten ja noch ... und schon
ging es los. Bis ich wieder aufgeklärt wurde, was den wohl ein Bed-Chair
ist waren glaube ich meine Nerven und auch die der Anderen vollkommen hinüber.
Nun hieß es abwarten. Es verging Stunde um Stunde und nichts tat sich. Fragen
traute ich mich schon lange nichts mehr, aber man muß es mir angesehen haben.
Denn schließlich sagte man mir, ich müsse Geduld haben. Leider ist dieses
keine von meinen positiven Eigenschaften. Doch plötzlich ging ein Bißanzeiger
los, allgemeine Unruhe! Der Karpfenangler gab alles, doch der Fisch auch.
Nach kurzer Zeit war der Fisch erschöpft und ließ sich mühelos ans Ufer
zerren.
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Carp-Matte?
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Wieder allgemeine Unruhe, wo war
bloß der Kescher und die Carp-Matte? Kescher- diesen kannte ich schon von
meinem Dad, aber was war das für ein Monstrum? Und Carp-Matte? Jetzt bekam
der Fisch auch noch eine gepolsterte Unterlage. Oh mein Gott, wo war ich
hier nun wieder gelandet? Nun ging es ratz-fatz. Der Karpfen war im Kescher
und lag vor mir auf seiner Matte. Was mir nun im Kopf rumging kann sich
keiner vorstellen. Denn so einen riesigen Fisch hatte ich noch nie gesehen.
Bis zu diesem Zeitpunkt hat es mich sowieso schon immer Überwindung gekostet
in einen See zu steigen, wer weiß denn schon, was da so alles drin rumschwimmt?!
Doch nun war es geschehen. Ich beschloß niewieder auch nur meinen kleinen
Zeh in einen See zu halten. Mein Gesichts-ausdruck sorgte wiederum für allgemeines
Gelächter, denn jeder wußte, die Fische die mein Papi mir damals zeigte
waren Forellen oder Brassen aus einem "Forellenpuff". Nun durfte ich den
Fisch genau begutachten und anfassen. Nur mit der Fingerspitze glitt ich
über den schleimigen und rutschigen Fisch. Sofort überfiel mich ein neuer
Gedanke als dem Karpfen der Haken mitsamt dem Boilie entnommen wurde. "Der
arme Fisch, wollte nur fressen und nun liegt er hier. Eine offene Wunde
vom Haken und er hat wahrscheinlich Todesangst". Schnell wurde ich wieder
beruhigt, denn Fische sind schließlich Kaltblüter und empfinden den Schmerz
nicht so wie wir Menschen. Der Fisch wurde auf den Arm genommen und von
links und rechts fotografiert. Eine Gewichtsmessung durfte natürlich auch
nicht fehlen. Heute kann ich nicht mehr sagen, ob er 10 oder 20 Pfund gehabt
hat. In diesem Moment wäre mir ein 5-Pfünder schon als riesig vorgekommen.
Danach sah ich ihn nur noch von dannen schwimmen. Froh darüber, daß der
Karpfen noch lebt und nicht zu Hause im Kochtopf landete machte ich mir
so meine Gedanken über die Karpfenangelei. Im Großen und Ganzen habe ich
sehr viel darüber gelernt und auch festgestellt, daß man ein Hobby, welches
man nicht kennt, nicht gleich als negativ beurteilen sollte.
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Beschnittene
Karpfen
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