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Ein Angeltrip nach Polen -
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Von Michael Schramm |
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Den Frustrausch ausgeschlafen, ging es am Montag darum, Angelkarten zu organisieren. Hierbei waren uns zwei Gäste der Kneipe, die wir am Vortag kennengelernt hatten, sehr behilflich. Nachmittags lagen die Karten auf dem Tisch, wir brauchten uns nicht einmal selbst darum zu kümmern! Nun konnte es endlich losgehen. Zuerst erkundeten wir das ganze Gewässer, das sich als Stausee herausstellte und seit ca. 35 - 40 Jahren existierte. Nach langem Suchen entschieden wir uns für eine Stelle in einer großen Bucht, auf der gegenüberliegenden Seite der Staumauer, zumal dort noch ein paar einheimische Angler saßen, die es wohl auf Weißfische abgesehen hatten. Frank fing damit an, sein Camp aufzubauen, während wir beide noch kleine Einkäufe zu tätigen hatten, um unseren Lebensmittelvorrat wieder aufzufüllen. Dies stellte sich erneut als ein Problem dar, weil nicht alles überall zu bekommen ist. Die Einkaufsaktion dauerte schließlich bis zum frühen Abend und als wir zurückkamen, hatte Frank schon damit begonnen, den See mit dem Echolot nach geeigneten Angelstellen auszuloten. Da wir keine Lust mehr hatten unser Tackle aufzubauen, beschränkten wir uns für diesen Abend darauf, Frank beim Loten zu helfen! So sehr wir uns auch Stunde um Stunde bemühten, ein geeigneter "Hot-Spot" war leider nicht zu finden, bis auf eine kleine, etwa 1 Meter abfallende Kante ca. 30 m draußen. Der Grund des Sees war glatt wie eine Badewanne. Die angebliche Rinne eines damaligen Flußbettes, welche in ca. 400 m Entfernung existieren sollte, konnten wir nicht finden, obwohl wir schon fast bis zum gegenüberliegenden Ufer gelotet hatten. Letztendlich setzten wir dann Marker an der o.g. Kante und irgendwo mittendrin, ca. 150 - 180 m weiter draußen, in 4 - 6 m Wassertiefe. Nachdem wir um jeden Marker ca. 1 Kg Boilies und ein paar Hände voll Partikel verteilt hatten, begann Frank mit der Angelei und wir fuhren zurück zu Andreas Kneipe um dort in einem Gästezimmer die Nacht zu verbringen. Am nächsten Morgen, mit allem Gerödel am Wasser angekommen, nahmen wir erst noch einmal unseren Angelplatz etwas genauer unter die Lupe. Uns fiel, wie schon am Vortag bei der ersten Erkundungstour, auf, daß der See unheimlich, vor allem die Uferpartien, stark bis schweinisch verdreckt waren. Die einheimischen Angler und Badegäste ließen ihren ganzen Unrat einfach ungeniert am See zurück. Um unsere Bivys aufstellen zu können, mußten wir uns zuerst einmal eine Stelle freiharken, ja ehrlich, es war wirklich so schlimm, wie hier beschrieben! Dann war da noch dieses andere Erlebnis mit dem benachbarten Angler. Seit mehreren Stunden am Wasser sitzend, stellte er offenbar den Weißfischen nach. Bis dahin tat sich aber reichlich wenig, bis auf einmal, sein Stückchen Holz in der Schnur, er angelte nämlich auf Grund, etwas in Bewegung kam und er einen wehementen Anhieb setzte. Voller Spannung erwarteten wir den Fisch, den er so aufgeregt gedrillt hatte und letztendlich ohne Kescher an Land heben konnte. Es war ein eher kleineres Rotauge und dies, jetzt kommen wir nämlich auf den Punkt, fiel ihm noch vom Haken und klatschte auf den Boden, wo es sich durch wildes Zappeln wieder Richtung Wasser bewegte. Der Angler, anscheinend von voller Panik ergriffen, ließ seine Rute fallen, stürzte mit einem Messer in seiner rechten Hand hinter dem flatternden Rotauge her, bekam es auch zu fassen und stach es dann sofort ab, als ob es der Verlust des Lebens für ihn geworden wäre, hätte das Rotauge doch noch das rettende Wasser erreicht! Dieser Anblick raubte mir einen Großteil meines bis dato noch vorhanden Optimismus, weil mir sofort diese Gedanken kamen, wie viele Karpfen denn in Vergangenheit einem solchen Meuchelmord zum Opfer gefallen sind! Frank übrigens, der ja schon die ganze Nacht gefischt hatte, konnte leider auch keinen positiven Erfolg vermelden, seine Bißanzeiger blieben die ganze Nacht über still. Er erzählte, daß er die ganze Nacht kein Auge zugemacht habe, da er andauernd Besuch von den einheimischen Anglern und von Spaziergängern hatte, die allesamt ungläubig auf das Tackle starrten und es einer genaueren Begutachtung unterzogen, zu welchem Zweck sei dahingestellt, ohne jemandem zu nahe treten zu wollen. Mit einem dieser einheimischen Angler, der gebrochen Deutsch sprach, kam Frank ins Gespräch. Er berichtete, daß die von uns ausgesuchte Stelle nicht gut für die Karpfenangelei sei, konnte oder wollte aber auch keine andere Stelle benennen. Ihn nach dem Karpfenbestand befragt, druckste er mehr oder weniger herum und erzählte dann etwas von großen Graskarpfen auf der anderen Seite des Sees. Eindringlicher danach befragt, stellte sich heraus, daß vor ein paar Jahren wohl mal 1 oder 2 "kleinere" Fische dort gefangen worden sind. Auch auf die Frage hin, ob der See denn von einem Angelverein oder sonst jemandem bewirtschaftet wird, konnte er nur mit den Achseln zucken. Letztendlich kamen wir zu dem Ergebnis, daß hier kein Mensch für die Fischhege und Pflege verantwortlich war, was sich bei der Menge an Anglern, die allesamt allerdings aber nichts fingen, nur negativ auf die Entwicklung eventuell vorhandener Karpfen auswirken konnte. Nach all diesen negativen Eindrücken und nach langem Hin- und Her, beschlossen wir dann kurzerhand, unsere Zelte an diesem See abzubrechen und Polen zu verlassen um uns ein wenig in McPomm umzusehen! Dies allerdings ist eine andere Geschichte............. |
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Nachtrag: Dafür schon mal ein paar Allgemeininofs: Ihr seht also schon, daß man da unten ziemlich auf sich alleine gestellt ist, weil dir keiner so recht weiterhelfen kann. Dies ist wohl damit zu begründen, daß eine derartige Form der Angelei, wie wir sie ausüben, bislang dort unten unbekannt geblieben ist. Wenn jetzt z.B. jemand nach Lesen des Berichtes anmerken möchte, daß eventuell ein Karpfenbestand sich aus natürlicher Fortpflanzung heraus entwickeln konnte, so muß ich ihn leider enttäuschen, denn dieser See hat zur Laichzeit keine durchweg warmen Wassertemperaturen zu bieten. Selbst bei unserem Trip im August konnten wir gerade mal eine Wassertemperatur von 18°C messen, und dies im Uferbereich. Abschließend gesagt hoffe ich, daß Euch der Bericht ein wenig gefallen hat und Ihr einen kleinen Einblick davon bekommen konntet, welche Schwierigkeiten einen vor Ort erwarten können, wenn Ihr nach Polen zum Fischen wollt und dann noch an einen See, der wahrscheinlich wirklich "jungfräulich" war, allerdings in jeglicher Beziehung, sprich fischleer! Von befreundeten Anglern, die schon des öfteren in Polen zum Karpfenfischen waren, habe ich auch viele positive Erfahrungen vernommen. Nur, diese Seen waren schon karpfenanglerisch erschlossen und es waren immer einheimische Karpfenangler vor Ort, die mit Rat und Tat zur Seite standen. Wer weiß, vielleicht in Zukunft mal wieder nach Polen, zum Karpfenfischen oder............. Tight lines Michael alias "Schoko" |
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