Line Aligner - Die deutsche Version

Von Markus Dittgen

Anfüttern - Der Schlüssel zum Erfolg. Doch wie, wann und womit? Vieles ist nicht nur für den Anfänger unklar und verworren. Theorie und Praxis widersprechen sich.
Selbst verschiedene Theorien widersprechen sich. Was bleibt ist die Praxis. Aus der Praxis heraus ist auch dieser Artikel entstanden. Alles wurde von meinen Freunden und mir ausprobiert. Mal mit, mal ohne Erfolg. Der besseren Übersichtlichkeit halber habe ich nun hier die bewährtesten Taktiken beschrieben und im Bild festgehalten. Nun ist es beileibe nicht so, daß diese Methoden immer und überall wirken. Und doch kann die richtige Anfütterung den Angeltag bzw. die Angeltour retten.
Die hier aufgeführten Futtertaktiken gelten nicht nur für den Aufbau eines Futterplatzes sondern vor allem für die Beifütterung beim Angeln selbst.


Marcus
Marcus mit einem
Fisch 32.450 Pfund

 

Die Punktfütterung
Die allermeisten von uns kennen und mögen diese Art der Anfütterung. Sie funktioniert prima, wenngleich sie auch mit einigen Nachteilen behaftet ist. Eine Rute liegt hierbei am Rande, eine innerhalb des Futterfeldes. Die Vorteile des Systems: Die Futterstelle ist sehr einfach anzulegen, auch auf größere Entfernung.
Die Rute außerhalb des Futterfeldes hat zudem auch Chancen auf einen der scheueren Großfische, welche sich gerne vom Trubel der Futterstelle fernhalten. Leider entstehen durch die Anordnung der Futterstelle auch ein paar Probleme. Wird die Stelle zu klein angelegt kann sie schlicht und einfach von vorbeiziehenden Fischen übersehen werden. Aus eigener Erfahrung weis ich wie „faul" Karpfen sein können. Futter, welches nur einen Meter von ihrer normalen Freßroute entfernt liegt wird ignoriert, seltsamerweise auch dann wenn die Fische hungrig sind. Dann kann passieren, das die Fische von der „falschen" Seite kommen. Das wahrscheinliche Ergebnis: Ein, eventuell kleinerer, Fisch gefangen und die Futterstelle komplett umgepflügt. Durch die eher geringe Größe des Futterfeldes ein Garant dafür, so schnell keinen Biß mehr zu bekommen. Besser ist es in jedem Fall die Stelle nicht zu klein anzulegen. Legt man die Stelle wiederum sehr großzügig an kommt man zu System Nr. 2.

Standart

Säen und ernten
Das System beruht auf dem Prinzip der „Preoccupation", also dem Feßrausch. Viele kleine Futterpartikel täuschen dem Karpfen ein natürliches Futtervorkommen vor, vergleichsweise einem Tubifex - oder Mückenlarvenfeld. Durch die hohe Anzahl der Futterbrocken werden die Fische unvorsichtig, unsere Köder werden meist vollkommen vertrauensvoll aufgenommen. Eigentlich phantastische Voraussetzungen.
Doch auch hier ist Vorsicht geboten: Es kann sehr leicht passieren, das es durch die ungewohnt vertrauensvolle Aufnahme der Köder zu Schnurabbissen kommt. Deshalb sind kurze Vorfächer oder/und Frightener (Schreckauslöser) zu empfehlen. Es könnte sonst passieren das sie am nächsten Morgen aufwachen und zwei Vorfächer ohne Haken einholen. Ich habe dies auch immer dem Reich der Fabeln zugeschrieben, bis es mir selbst passierte. Mein Gesichtsausdruck war dementsprechend.
Ein weiterer nachteiliger Punkt ist das, was in den meisten mir bekannten Gewässern das Karpfenanglerleben erschwert. Massen von Brassen, Rotaugen und anderen Fischarten stürzen sich auf unser Futter und wir finden keine Ruhe mehr. Wasservögel tun ihr übriges. Sind diese Faktoren aber nicht existent ist „säen und ernten" ein absolut überzeugendes und fängiges Konzept, welches der Natur am nächsten kommt. Aufgrund seiner speziellen Anforderungen ein System für große, dünn besetzte Gewässer oder aber für Menschen die gerne viel Action haben.

"Säen und Ernten"

Das Ablenkungsmanöver
Spezielle Probleme verlangen spezielle Lösungen. Eine einfache Weisheit die bei diesem Model Pate stand. Viele Gewässer, vor allem Vereinsgewässer, haben das Problem des Überbesatzes. Was Kochtopfanglern die Freudentränen in die Augen treibt, kann uns leicht zu vorzeitigem Ergrauen führen. Karpfenbabys der Klasse K1 bis K3 und reichlich Weißfische machen sich über jeden sorgfältig angelegten Futterplatz her um ihn total umzukrempeln. Kommen nun noch unsere geliebten Wasservögel hinzu wird es mal wieder ein toller Angeltag. Eigentlich kaum noch erwähnenswert das scheue Großfische den größtmöglichen Bogen um dieses Geschehen machen. Eine Möglichkeit diesen Schmarotzern aus dem Weg zu gehen ist das Ablenkungsmanöver. Während sich die unerwünschten Schmarotzer an einer großangelegten Futterstelle um billige Partikelköder, Boiliereste oder sogar Stippfutter balgen, bietet man dem eigentlichen Zielobjekt unauffällig gefärbte, große und steinharte Boilies an. Die Dosierung des Flavours sollte dann auch ruhig etwas niedriger sein. Eine Methode die wohl wenige, dafür aber große Fische bringt. Der Erfolg einer solchen Taktik kann teilweise einige Zeit auf sich warten lassen, aber es lohnt sich.

Ablenkungsmanöver

Die Straße
Dieses System wird von vielen Karpfenanglern, wenn auch unabsichtlich, bevorzugt. Unabsichtlich deshalb, weil speziell mit Schleudern, Katapulten oder Groundbaitern die Verteilung des Futters immer dem gleichen Schema ähnelt. Kleine und nicht ganz runde Boilies landen oft ziemlich kurz, große und schwere Boilies zu weit. Aber egal ob die Straße mit oder ohne Absicht gefüttert wird, sie bringt uns positive Seiten und auch Gefahren. Gut an ihr ist vor allem die günstige Form. Sie "versperrt" Fischen die den ufernahen Bereich nach Freßbaren absuchen den Weg. Dabei ist es relativ unerheblich in welchem Abstand vom Ufer dies passiert. Das angebotene Material wird in jedem Fall gefunden und zumindest theoretisch führt die Straße den Karpfen dann zu unserem Köder. Soweit ganz gut und schön, doch kommen nun die Negativseiten zum tragen. Vor allem in der Dunkelheit kann es Probleme geben: Durch die kompakte Form der Futterstelle ist es schwierig die Futterstraße zu treffen ohne eine Überkreuzung der Schnüre. Angenommen aber es geht beim Werfen gut und wir erhalten einen Run - entscheidet sich der Fisch jetzt für die falsche Richtung pflügt er sofort in die andere Schnur. Zu verhindern ist dies nur durch einen breiteren Ausbau der Straße, was aber einen Mehraufwand an Anfütterungsmitteln bedeutet. Eine weitere ungünstige Voraussetzung der Straße ist ihre geringe Öffnung zum tieferen Wasser hin, d. h. bewegt sich der Fisch aus der Gewässermitte hin auf uns zu besteht die Möglichkeit daß das Futter gar nicht gefunden wird. Besser ist es in jedem Fall die Straße etwas abzuändern, ihr die gerade Form zu nehmen. Damit sind wir auch schon beim verbesserten Model - der "schiefen Bahn".

Die Straße

Die schiefe Bahn
Auf die schiefe Bahn zu geraten ist im Normalfall nichts positives. Hier schon. Die „schiefe Bahn" hat die Vorteile der „Straße" unter gleichzeitiger Vermeidung der Nachteile. Durch die Schrägneigung können die Montagen in gebührenden Abstand voneinander ausgelegt werden. Auch die Öffnung zur Gewässermitte ist um ein beträchtliches höher. Dadurch ist die Effektivität dieses Systems ungleich besser. Das Anlegen der Futterstelle ist nicht schwieriger als bei der „Straße"; nur der Winkel zum Wasser beim Füttern wird geändert, sonst nichts. Eine einfache und doch sehr gute Methode, die sich besonders gut auch zum Angeln an Kanälen anbietet.

Die schiefe Bahn

Das Y
Will man der „schiefen Bahn" noch eins obenauf setzen sollte man in Y - Form füttern. Bei dem „Y" erhält man eine maximale Öffnung zur Wassermitte und gleichzeitig zum eigenen Ufer. Somit verhindert es fast vollständig das Vorbeiziehen der Fische, ohne auf unsere Futtermittel zu treffen. Besonders an großen, fremden Gewässern, wie zum Beispiel in Frankreich, weiß man zu Anfangs eigentlich nie genau die Zugrichtung der Karpfen. Das „Y" löst dieses Problem. Ein fast perfektes System mit nur einem kleinen Nachteil : die etwas eigenwillige Form läßt sich sehr schlecht mit normalen Hilfsmitteln wie Wurfrohren oder Schleudern legen. Bleibt nur das Schlauchboot. Dies ist aber wohl auch der einzige Nachteil, den diese Art der Anfütterung ist zumindest theoretisch die sicherste.

Das "Y"

Fazit:
Fazit aller Systeme ist, leider gibt es die allumfassende, ideale Methode nicht. Eine Taktik, die in einem Gewässer beste Ergebnisse bringt, versagt in einem anderen völlig. Auch Zeit ist ein Faktor, die jegliches Konzept kippen läßt. Wird nämlich viel und oft mit einer bestimmten Taktik gefüttert, „überlebt" sich fast jedes System irgendwann. Sparsamer Einsatz von Anfütterungsmaterial ist in jedem Fall dem sinnlosen Abkippen vorzuziehen. Vor allem ein neues, unbekanntes Gewässer setzt zumindest Anfangs vorsichtiges, ja fast tastendes Füttern voraus. Erst wenn man sicher sein kann das kein, oder wenigstens nur noch wenig Futter am Platz liegt, sollte nachgefüttert werden. Hält man sich nicht an diese einfache Regel nützt weder das ausgeklügelteste System noch das beste Boilie.
Eine gute Methode ist es auch den Futterplatz schrumpfen zu lassen. Die Idee, die dahinter steht ist einfach und doch genial. Während man zu Anfang des Fütterns eine riesige Fläche mit Ködern versorgt, verkleinert man mit der Zeit den Spielraum des Fisches in dem man die Futtermenge auf einen Platz konzentriert. Dieses Schema funktioniert oft erstaunlich gut ist aber eigentlich mehr ein System für einzelne Großfische. Natürlich gibt es noch genügend andere Möglichkeiten um an seinen Traumfisch zu gelangen. Wichtig ist am Ende nur das man sich die Freude am Testen und probieren erhält und nicht in stumpfsinnige Gleichförmigkeit verfällt.

J. Meyer
Jens Meyer mit einem 38er
aus dem Lac du Der

 

Die schlechteste aller Methoden ist immer die, die bedenkenlos von anderen übernommen wird. Kreativität zahlt sich nicht nur in der Auswahl des Futters aus, sondern auch in der Anlage des Futterplatzes. Wichtig ist das vorherige, genaue Ausloten mit der Angel. Ein Echolot ist ebenfalls sehr nützlich, kann aber die Lotrute nicht immer ersetzen, weil die genaue Grundbeschaffenheit aus dem elektrischen Gerät nicht hervorgeht. Ein gutes Echolot zeigt zwar die Schlammschicht recht genau, versagt aber bei Muschelbänken oder Stahlseilen und ähnlichem Unrat.

Ich hoffe das Ihnen dieser Artikel hilft, sich selbst zu helfen. Erwarten sie aber nicht zuviel. Die richtige Futtertaktik hilft Fische zu fangen, ersetzt aber keinesfalls wichtigere Dinge wie Location und Erfahrung.

Markus Dittgen

 

Berichte-AuswahlSeitenanfang

 

Copyright © 1998 by carp.de All rights reserved. webmaster@carp.de