Anfüttern - Der Schlüssel zum Erfolg. Doch wie, wann und
womit? Vieles ist nicht nur für den Anfänger unklar und verworren. Theorie
und Praxis widersprechen sich.
Selbst verschiedene Theorien widersprechen sich. Was bleibt ist die Praxis.
Aus der Praxis heraus ist auch dieser Artikel entstanden. Alles wurde
von meinen Freunden und mir ausprobiert. Mal mit, mal ohne Erfolg. Der
besseren Übersichtlichkeit halber habe ich nun hier die bewährtesten Taktiken
beschrieben und im Bild festgehalten. Nun ist es beileibe nicht so, daß
diese Methoden immer und überall wirken. Und doch kann die richtige Anfütterung
den Angeltag bzw. die Angeltour retten.
Die hier aufgeführten Futtertaktiken gelten nicht nur für den Aufbau eines
Futterplatzes sondern vor allem für die Beifütterung beim Angeln selbst.
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Marcus mit einem
Fisch 32.450 Pfund
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Die Punktfütterung
Die allermeisten von uns kennen und mögen diese Art der Anfütterung. Sie
funktioniert prima, wenngleich sie auch mit einigen Nachteilen behaftet
ist. Eine Rute liegt hierbei am Rande, eine innerhalb des Futterfeldes.
Die Vorteile des Systems: Die Futterstelle ist sehr einfach anzulegen,
auch auf größere Entfernung.
Die Rute außerhalb des Futterfeldes hat zudem auch Chancen auf einen der
scheueren Großfische, welche sich gerne vom Trubel der Futterstelle fernhalten.
Leider entstehen durch die Anordnung der Futterstelle auch ein paar Probleme.
Wird die Stelle zu klein angelegt kann sie schlicht und einfach von vorbeiziehenden
Fischen übersehen werden. Aus eigener Erfahrung weis ich wie faul"
Karpfen sein können. Futter, welches nur einen Meter von ihrer normalen
Freßroute entfernt liegt wird ignoriert, seltsamerweise auch dann wenn
die Fische hungrig sind. Dann kann passieren, das die Fische von der falschen"
Seite kommen. Das wahrscheinliche Ergebnis: Ein, eventuell kleinerer,
Fisch gefangen und die Futterstelle komplett umgepflügt. Durch die eher
geringe Größe des Futterfeldes ein Garant dafür, so schnell keinen Biß
mehr zu bekommen. Besser ist es in jedem Fall die Stelle nicht zu klein
anzulegen. Legt man die Stelle wiederum sehr großzügig an kommt man zu
System Nr. 2.

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Säen und ernten
Das System beruht auf dem Prinzip der Preoccupation",
also dem Feßrausch. Viele kleine Futterpartikel täuschen dem Karpfen ein
natürliches Futtervorkommen vor, vergleichsweise einem Tubifex - oder
Mückenlarvenfeld. Durch die hohe Anzahl der Futterbrocken werden die Fische
unvorsichtig, unsere Köder werden meist vollkommen vertrauensvoll aufgenommen.
Eigentlich phantastische Voraussetzungen.
Doch auch hier ist Vorsicht geboten: Es kann sehr leicht passieren, das
es durch die ungewohnt vertrauensvolle Aufnahme der Köder zu Schnurabbissen
kommt. Deshalb sind kurze Vorfächer oder/und Frightener (Schreckauslöser)
zu empfehlen. Es könnte sonst passieren das sie am nächsten Morgen aufwachen
und zwei Vorfächer ohne Haken einholen. Ich habe dies auch immer dem Reich
der Fabeln zugeschrieben, bis es mir selbst passierte. Mein Gesichtsausdruck
war dementsprechend.
Ein weiterer nachteiliger Punkt ist das, was in den meisten mir bekannten
Gewässern das Karpfenanglerleben erschwert. Massen von Brassen, Rotaugen
und anderen Fischarten stürzen sich auf unser Futter und wir finden keine
Ruhe mehr. Wasservögel tun ihr übriges. Sind diese Faktoren aber nicht
existent ist säen und ernten" ein absolut überzeugendes und
fängiges Konzept, welches der Natur am nächsten kommt. Aufgrund seiner
speziellen Anforderungen ein System für große, dünn besetzte Gewässer
oder aber für Menschen die gerne viel Action haben.

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Das Ablenkungsmanöver
Spezielle Probleme verlangen spezielle Lösungen.
Eine einfache Weisheit die bei diesem Model Pate stand. Viele Gewässer,
vor allem Vereinsgewässer, haben das Problem des Überbesatzes. Was Kochtopfanglern
die Freudentränen in die Augen treibt, kann uns leicht zu vorzeitigem
Ergrauen führen. Karpfenbabys der Klasse K1 bis K3 und reichlich Weißfische
machen sich über jeden sorgfältig angelegten Futterplatz her um ihn total
umzukrempeln. Kommen nun noch unsere geliebten Wasservögel hinzu wird
es mal wieder ein toller Angeltag. Eigentlich kaum noch erwähnenswert
das scheue Großfische den größtmöglichen Bogen um dieses Geschehen machen.
Eine Möglichkeit diesen Schmarotzern aus dem Weg zu gehen ist das Ablenkungsmanöver.
Während sich die unerwünschten Schmarotzer an einer großangelegten Futterstelle
um billige Partikelköder, Boiliereste oder sogar Stippfutter balgen, bietet
man dem eigentlichen Zielobjekt unauffällig gefärbte, große und steinharte
Boilies an. Die Dosierung des Flavours sollte dann auch ruhig etwas niedriger
sein. Eine Methode die wohl wenige, dafür aber große Fische bringt. Der
Erfolg einer solchen Taktik kann teilweise einige Zeit auf sich warten
lassen, aber es lohnt sich.

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Die Straße
Dieses System wird von vielen Karpfenanglern, wenn
auch unabsichtlich, bevorzugt. Unabsichtlich deshalb, weil speziell mit
Schleudern, Katapulten oder Groundbaitern die Verteilung des Futters immer
dem gleichen Schema ähnelt. Kleine und nicht ganz runde Boilies landen
oft ziemlich kurz, große und schwere Boilies zu weit. Aber egal ob die
Straße mit oder ohne Absicht gefüttert wird, sie bringt uns positive Seiten
und auch Gefahren. Gut an ihr ist vor allem die günstige Form. Sie "versperrt"
Fischen die den ufernahen Bereich nach Freßbaren absuchen den Weg. Dabei
ist es relativ unerheblich in welchem Abstand vom Ufer dies passiert.
Das angebotene Material wird in jedem Fall gefunden und zumindest theoretisch
führt die Straße den Karpfen dann zu unserem Köder. Soweit ganz gut und
schön, doch kommen nun die Negativseiten zum tragen. Vor allem in der
Dunkelheit kann es Probleme geben: Durch die kompakte Form der Futterstelle
ist es schwierig die Futterstraße zu treffen ohne eine Überkreuzung der
Schnüre. Angenommen aber es geht beim Werfen gut und wir erhalten einen
Run - entscheidet sich der Fisch jetzt für die falsche Richtung pflügt
er sofort in die andere Schnur. Zu verhindern ist dies nur durch einen
breiteren Ausbau der Straße, was aber einen Mehraufwand an Anfütterungsmitteln
bedeutet. Eine weitere ungünstige Voraussetzung der Straße ist ihre geringe
Öffnung zum tieferen Wasser hin, d. h. bewegt sich der Fisch aus der Gewässermitte
hin auf uns zu besteht die Möglichkeit daß das Futter gar nicht gefunden
wird. Besser ist es in jedem Fall die Straße etwas abzuändern, ihr die
gerade Form zu nehmen. Damit sind wir auch schon beim verbesserten Model
- der "schiefen Bahn".

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Die schiefe Bahn
Auf die schiefe Bahn zu geraten ist im Normalfall
nichts positives. Hier schon. Die schiefe Bahn" hat die Vorteile
der Straße" unter gleichzeitiger Vermeidung der Nachteile.
Durch die Schrägneigung können die Montagen in gebührenden Abstand voneinander
ausgelegt werden. Auch die Öffnung zur Gewässermitte ist um ein beträchtliches
höher. Dadurch ist die Effektivität dieses Systems ungleich besser. Das
Anlegen der Futterstelle ist nicht schwieriger als bei der Straße";
nur der Winkel zum Wasser beim Füttern wird geändert, sonst nichts. Eine
einfache und doch sehr gute Methode, die sich besonders gut auch zum Angeln
an Kanälen anbietet.
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Das Y
Will man der schiefen Bahn" noch eins
obenauf setzen sollte man in Y - Form füttern. Bei dem Y" erhält
man eine maximale Öffnung zur Wassermitte und gleichzeitig zum eigenen
Ufer. Somit verhindert es fast vollständig das Vorbeiziehen der Fische,
ohne auf unsere Futtermittel zu treffen. Besonders an großen, fremden
Gewässern, wie zum Beispiel in Frankreich, weiß man zu Anfangs eigentlich
nie genau die Zugrichtung der Karpfen. Das Y" löst dieses Problem.
Ein fast perfektes System mit nur einem kleinen Nachteil : die etwas eigenwillige
Form läßt sich sehr schlecht mit normalen Hilfsmitteln wie Wurfrohren
oder Schleudern legen. Bleibt nur das Schlauchboot. Dies ist aber wohl
auch der einzige Nachteil, den diese Art der Anfütterung ist zumindest
theoretisch die sicherste.
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Fazit:
Fazit aller Systeme ist, leider gibt es die allumfassende,
ideale Methode nicht. Eine Taktik, die in einem Gewässer beste Ergebnisse
bringt, versagt in einem anderen völlig. Auch Zeit ist ein Faktor, die
jegliches Konzept kippen läßt. Wird nämlich viel und oft mit einer bestimmten
Taktik gefüttert, überlebt" sich fast jedes System irgendwann.
Sparsamer Einsatz von Anfütterungsmaterial ist in jedem Fall dem sinnlosen
Abkippen vorzuziehen. Vor allem ein neues, unbekanntes Gewässer setzt
zumindest Anfangs vorsichtiges, ja fast tastendes Füttern voraus. Erst
wenn man sicher sein kann das kein, oder wenigstens nur noch wenig Futter
am Platz liegt, sollte nachgefüttert werden. Hält man sich nicht an diese
einfache Regel nützt weder das ausgeklügelteste System noch das beste
Boilie.
Eine gute Methode ist es auch den Futterplatz schrumpfen zu lassen. Die
Idee, die dahinter steht ist einfach und doch genial. Während man zu Anfang
des Fütterns eine riesige Fläche mit Ködern versorgt, verkleinert man
mit der Zeit den Spielraum des Fisches in dem man die Futtermenge auf
einen Platz konzentriert. Dieses Schema funktioniert oft erstaunlich gut
ist aber eigentlich mehr ein System für einzelne Großfische. Natürlich
gibt es noch genügend andere Möglichkeiten um an seinen Traumfisch zu
gelangen. Wichtig ist am Ende nur das man sich die Freude am Testen und
probieren erhält und nicht in stumpfsinnige Gleichförmigkeit verfällt.
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Jens Meyer mit einem 38er
aus dem Lac du Der
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Die schlechteste aller Methoden ist immer die, die
bedenkenlos von anderen übernommen wird. Kreativität zahlt sich nicht
nur in der Auswahl des Futters aus, sondern auch in der Anlage des Futterplatzes.
Wichtig ist das vorherige, genaue Ausloten mit der Angel. Ein Echolot
ist ebenfalls sehr nützlich, kann aber die Lotrute nicht immer ersetzen,
weil die genaue Grundbeschaffenheit aus dem elektrischen Gerät nicht hervorgeht.
Ein gutes Echolot zeigt zwar die Schlammschicht recht genau, versagt aber
bei Muschelbänken oder Stahlseilen und ähnlichem Unrat.
Ich hoffe das Ihnen dieser Artikel hilft, sich selbst
zu helfen. Erwarten sie aber nicht zuviel. Die richtige Futtertaktik hilft
Fische zu fangen, ersetzt aber keinesfalls wichtigere Dinge wie Location
und Erfahrung.
Markus Dittgen
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