Baitrunner-ABS - 4 Schritte zum sicheren Drill

Von Markus Dittgen

Als Shimano Mitte der 80er Jahre die Baitrunner-Rollen entwickelte, konnten die Macher dieser Rollen wohl kaum den großen Erfolg der Serie erwartet haben. Ursprünglich zum Schleppfischen mit Kunstködern erbaut (daher auch US-Baitrunner), revolutionierte dieses System die Karpfenangelei. Der Fisch kann bei einem Biss relativ ungehindert Schnur abziehen, durch Umklappen des Hebels oder Drehen der Kurbel aber setzt die volle Bremswirkung wieder ein. Vorbei war die umständliche Fummelei mit Schnurclips, welche oftmalig die Schnur beschädigten oder unvermittelt freigaben. Clips gaben die Schnur zudem noch so frei, daß bei einem Run keinerlei Widerstand vorhanden

war, was sich ziemlich negativ auf den Hakensitz auswirkte. Keine Königslösung also. Wer dies nicht wollte, konnte wie auch heute sehr verbreitet, nur die Bremse der Rolle soweit wie nötig öffnen um sie dann während des Drills zuzudrehen. Diese Art des Fischens funktioniert allerdings lediglich mit hochwertigen, teuren Modellen und im freien Wasser. Bei Billigrollen arbeiten die Bremssysteme so ungenau, das immense Probleme entstehen. Eine halbe Drehung entscheidet dann zwischen ganz offen und voll geschlossener Bremse. Vor Hindernissen hat man teilweise gar nicht die Zeit die Bremse so einzustellen, wie es nötig wäre um die Katastrophe zu verhindern. Eine Baitrunner ist vor Hindernissen sicherlich die bessere Wahl. Kein Wunder also, daß die allermeisten Karpfenangler, die ich kenne, ein Pärchen dieser Wunderwerke ihr eigen nennen. Shimano ist unumstrittener Marktführer in diesem Bereich, wohl weil sie die meiste Erfahrung in mit diesem System haben.
Kommen wir nun zum Nachteil dieser technischen Errungenschaft. Seit dem Wechsel von der Front- zur Heckbremse gibt es Ärger mit eben dieser. Ich glaube sogar, das dies der Grund für den Riesenerfolg der alten US-Baitrunner ist (und das trotz der katastrophalen Schnuraufwicklung). Es ist leider immer dasselbe Lied: zu Anfang läuft die Baitrunnerbremsvorichtung einfach prima. Doch nach spätestens 2 Jahren wird die Hemmvorrichtung so hakelig und ruckelig, das man Angst um jeden gehakten Fisch haben muß.
Meine Anfrage bei der Fa. Shimano diesbezüglich ergab folgenden Orginalkommentar : "Einfach Deckel aufschrauben, Fett reinpressen bis es wieder rausläuft, Fertig!" Das es nicht klappte brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Mal ganz davon abgesehen, das was hinter dem Gehäusedeckel liegt nicht das Geringste mit der Bremse zu tun hat... Da ich meine Schätze aber nicht einschicken, oder neue kaufen wollte (das könnte euch so passen bei Shimano), begann ich zu experimentieren bis eine vertretbare Lösung gefunden war. Im Laufe der letzten Jahre habe ich fast alle Rollen meiner Freunde so behandelt und bisher stets gute Ergebnisse erzielt. Ich will allerdings nicht verschweigen, das diese Pflege der Bremse alle 2-3 Jahre wiederholt werden muß. Aber was hält schon ewig...

  1. Am hinteren Teil der Rolle finden Sie eine Schraube, welche die Bremse sichert. Nach Entfernung derselben können Sie die Schutzkappe abdrehen. Danach entfernen Sie mit Hilfe des Schraubendrehers die 2 Klammern (Position genau merken). Hiernach kann die Bremse Scheibe für Scheibe auseinandergenommen werden.

  2. Die Scheiben der Bremse müssen nun mit einem weichen Tuch und Spiritus komplett vom alten, verharzten Fett befreit werden. Sie werden feststellen, daß einige der Scheiben mehr oder weniger eingekerbt sind. Drehen Sie diese beim Zusammenbau einfach um (gilt nur für die einfachen, ohne Führung). Die Filzscheiben müssen genauestens kontrolliert werden. Sind sie gerissen, was öfter vorkommt, sollten die Scheiben am besten neu bestellt werden. Erstaunlicherweise arbeitet die Bremse zwar auch mit defekten Scheiben, zuverlässig ist es aber nicht.

  3. So, nachdem jetzt alle Scheiben gereinigt vor Ihnen liegen, sollten sie sich dem Rollengehäuse widmen. mit einem mit Spiritus befeuchteten Wattestäbchen läßt sich das Gehäuse hervorragend reinigen. Hiernach wird die Bremsanlage Scheibe für Scheibe wieder zusammengesetzt. Jede Scheibe (auch die Filzscheiben) wird dabei mit einem Fettgemisch aus ca. 75% Molikote (Graphitfett) und 25% Öl (harzfrei) bestrichen. Die Prozentzahlen sind nicht bindend, da verschiedene Produkte unterschiedliche Eigenschaften haben. Es sollte bei der Mischung eine Konsistenz ähnlich der von Nivea- Creme erreicht werden.

  4. Das war es dann auch schon. Wenn Sie die Rolle allerdings einmal vorliegen haben, sollten Sie zusätzlich noch andere markante Punkte pflegen. Spulenachse und Griffkurbel freuen sich bestimmt ebenfalls über eine Reinigung und Fettung. Von allen anderen Aktionen, vor allem an Getriebe und Bügelmechanismus, rate ich dringend ab. Sie glauben gar nicht, wie viele Teileeine solche Rolle hat und wie lange man braucht um diese wieder in ihre ursprüngliche Position zu bringen... Ich habe damals meine erste Baitrunner komplett zerlegt und gereinigt / gefettet. Hat insgesamt 8 Stunden gedauert und von der Bremse ausgenommen, kaum etwas gebracht. Zum Schluß noch ein Tip : Wenn das Getriebe der Shimano defekt ist, kann man die Rolle verschrotten (und eine Tournament kaufen ?), Reparatur lohnt nicht.

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