<14 = >20! - Miniboilies ganz Groß

Von Volker Book

6er Drennan mit 12mm Boilies

Kleiner 14 ist gleich größer 20! Dies ist die Bedeutung der eher ungewöhnlichen Überschrift. Mathematisch völlig sinnlos, aber auf das Karpfenangeln bezogen eine aufgehende Gleichung: Kleine Boilies fangen große Karpfen, nicht immer, aber häufiger als man denkt! Mit Miniboilies meine ich Köder die kleiner sind als 14mm, genauer gesagt 10-12mm. Diese bieten, falls es der Weißfischbestand zuläßt eine völlig andere Art des Karpfenangelns. Durch ihre geringe Masse ist es möglich eine viel größere Anzahl von Boilies zu füttern, ohne die Karpfen zu sättigen. Im Gegenteil, meinen Erfahrungen nach verfallen die Fische geradezu in einen regelrechten Freßrausch! Oft haben die Karpfen ihre Ankunft auf dem Futterplatz lautstark angekündigt, ehe kurze Zeit später die erste Rute ablief

Die zweite Rute lies oft nicht lange auf sich warten, Doppelruns gehören bei Miniboilies mit zum Geschäft! Für mich ist diese Verhalten ein Zeichen dafür, daß die Karpfen sich mit viel weniger Argwohn dem Futterplatz nähern. Kleine Boilies haben außerdem eine viel höhere Lockwirkung als herkömmlikche Boilies der Größen 16 oder 18 mm. Man führe sich folgendes vor Augen: 1kg Miniboilies verfügt über ein vielfaches der Außenfläche wie 1kg Boilies mit dem Durchmesser 18mm. In Zusammenhang mit einem recht "porösen" Birdfoodmix erhält man eine kaum zu überbietende Flavourauschwemmung. Miniboilies kommen der natürlichen Nahrung eines Karpfens viel näher als ihre 18mm Brüder. Mal abgesehen von wenigen Gewässern in Deutschland und den bekannten Karpfenparadiesen in Frankreich, wo die Karpfen Krebse und größere Muscheln vorfinden, entspricht die hauptsächlich in den heimischen Gewässern aufgenommene Nahrung ungefähr der Größe der Miniboilies. (Dreikantmuscheln, Zuckmückenlarven, Schnecken etc.) Selbstverständlich gibt es Situationen an denen das Fischen mit Miniboilies an den deren Grenzen stößt. Strömung, gewaltige Plötzen-, Brassen-, oder Döbelbestände, oder große Entfernungen seien hier als Beispiel genannt. Eine Sonderstellung nehmen hierbei die großen Entfernungen ein. Es zahlt sich oft aus mit kleinen Boilies am Haken zu fischen, während man größere Boilies dazu verwendet anzufüttern. Diese Taktik hat sich schon oft als vorteilhaft für mich erwiesen. Nehmen die Karpfen auf dem Futterplatz die angefütterten - nehmen wir an - 18mm auf und stoßen dann irgendwann auf die viel leihteren Hakenköder, man kann sich vorstellen das dieser viel leichter in das Karpfenmaul gleitet und letztendlich viel besser halt findet! Kommen wir zu Herstellung. Um es vorweg zu nehmen: Die Herstellung ist der abschreckendste Grund Miniboilies nicht zu benutzen! Während man bei "gängigen" Größen gute Abrollergebnisse (kg/h) mit Rollingtable oder Sidewinder hat, muß man sich bei Miniboilies auf die doppelte Arbeitszeit einstellen. Ein weiterer Nachteil ist der erhöhte Flavourverbrauch. Wie oben bereits angesprochen, verfügen Miniboilies über eine viel größere Fläche als große Boilies. Somit verfliegt eine größere Menge des Flavours beim kochen. An kann davon ausgehen, daß die Menge um 1-2ml pro Pfund (je nach Flavour und Hersteller) erhöht werden muß, um die gleiche Intensität zu erreichen wie bei großen Boilies. Ob eine geringere Flavourdosis durch die größere Anzahl von Boilies kompensiert wird, konnte ich bislang nicht feststellen. (Welche Bedeutung kommt dem Flavour überhaupt zu? Andere Geschichte....) Hat man sich nun entschlossen einen

Futterplatz mit Miniboilies anzulegen und die Strapazen der Herstellung hinter sich gebracht hat, stellt sich die Frage über den Einsatz von Partikels. Ich persönlich liebe einen so aufgebauten Futterplatz, und die Karpfen tun es ebenfalls! Bei der Verwendung von Miniboilies bieten sich kleine Partikels an. Zu meinen Favoriten zählen Hanf, Weizen und Taubenfutter. Die Partikels werden wie üblich eingeweicht und abgekocht. Um den Sämereien einen anderen Geschmack oder Geruch zu verleihen, verwende ich Forellenfutter der Marke Trouvit.

23 Pfund, 93cm!

In einem Verhältnis von 750-1000gr mit 5kg Partikels eingeweicht, entsteht zwar eine widerlich aussehende Pampe, dafür ist sie aber absolut fängig! Der letzte Punkt der mir in Zusammenhang mit Miniboilies einfällt ist das Rig! Grundsätzlich gilt: Was für große Boilies gilt, gilt auch für die kleinen! Nue ein wenig filigraner sollte es ausfallen! Sämtliche Vorteile der kleinen Boilies wären zunichte gemacht, wenn diese an einem Haken der Größe 2 hängen würden! Meines Erachtens ist mit Hakengröße 4 das Maximum; mit Hakengröße 8 das Minimum erreicht. Mein Standardhaken in Verbindung mit Miniboilies ist ein 6er Drennan Boilie Hook. Dieser Haken bietet, sofern es die Umstände zulassen (Kaum Hindernisse, keine Seerosen) genügend Stärke und Reserven um einen Karpfen zu landen. In hindernisreichen Gewässern sollte man auf stärkere Modelle zurückgreifen, wie z.B. den Drennan Specialist. Sehr gute Ergebnisse ich auch mir Minifloatern erzielen. Den Floater 1,5-2,5cm über Grund mitten auf dem Futterplatz angeboten, hat schon so manchen Karpfen in den Kescher gebracht. Gerade in Kanälen scheint die Verwendung sinnvoll. Sind diese kritisch ausbalanciert, werden sie nach dem vorbeifahren eines Schiffes immer an oberster Stelle liegen und nicht von Schlamm oder anderen grundnahen Gegenständen verdeckt werden. Kommt der Karpfen dann auf den Futterplatz (oder was davon übriggeblieben ist), was wird er wohl zuerst erspähen?! Die Verwendung von leichten Ruten scheint angebracht zu sein, da aufgrund der geringen Reichweite der Boilies der Uferbereich des Gewässers befischt werden muß - sofern nicht ein Futter- oder Schlauchboot zur Verfügung steht. Ich selber fische im Nahbereich mit 2,5lbs Sportex KevCarp Ruten (altes Modell, sehr weich) und den alten 3500BTR Rollen von Shimano.

"Wilson" mit 26 Pfund

Schuppi mit 28.400 Pfund

Sicherlich gibt es noch andere Möglichkeiten, erfolgreich Karpfen an den Haken zu bekommen. Vielleicht ist es mit der einen oder anderen Methode sogar einfacher und weniger mühsam! Was ich mit diesem Bericht verdeutlichen möchte ist, daß der wichtigste Punkt zum Erfolg die Individualität und die Reflexion des eigenen Handelns ist! Karpfenangeln ist mehr als nur (Fertig-) Boilies ins Wasser zu schmeißen und darauf zu warten das was beißt!

Locker bleiben....

Volker

 

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