Warum in die Ferne... Der Dortmund - Ems - Kanal

Von Volker von Varchmin

Zunächst möchte ich einmal erwähnen, daß ich mit diesem Bericht nicht beabsichtige, Ihnen ein bestimmtes Gewässer nahezubringen. Vielmehr beabsichtige ich, mit diesem Bericht auf den "Wahnsinn" hinzuweisen, mit dem einige Kollegen unser Hobby betreiben. Ich verstehe zwar, warum viele Angelkolegen gerne nach Frankreich fahren um dort große Fische zu fangen. Meine Angelfreunde und ich fahren auch mehrmals im Jahr nach Frankreich und oft zum Twente. Aber manche Angler vergessen dabei,

daß es direkt vor unserer Haustüre wunderschöne Angelgewässer gibt. Meine Angelfreunde und ich sind aber mittlerweile dazu übergegangen wieder öfter mal "zu Hause" zu fischen. Auch wenn es nach einem Frankreichtrip wahnsinnig schwer fällt, sich über die "kleinen" Fische zu freuen. An diesen Hausstrecken bietet es sich an auch mal nur ein paar schöne Stunden zu verbringen, da langes vorfüttern nicht nötig ist. Das Autopacken, lange Anfahrtwege und affenartiges Takle schleppen fällt glücklicherweise weg. Wenn wir eine Sitzung am Dortmund - Ems - Kanal abhalten, suchen wir uns dafür fast ausschließlich Schleusenbereiche aus, da das Angeln "auf Strecke" wegen der Schiffahrt und der geringen Kanalbreite fast unmöglich ist. Der Kanal ist sehr gut besetzt, nicht nur mit Karpfen. Raubfisch und Stipfischer kommen auch voll auf ihre kosten. Der Karpfen beißt eigentlich das ganze Jahr über. Doch im Herbst, wenn die ersten Nachtfröste kommen, scheinen sich die Karpfen ihren Winterspeck anzufressen. Dann werden auch die "dicken" aktiv, und die Chance einen 20er oder 30er zu fangen steigt gewaltig. Die Angelplätze sind alle leicht zu erreichen. Parkplätze sind an der ganzen Strecke vorhanden. Nur bitte nicht mit dem Auto die Leinpfade befahren um unnötigen Ärger mit Schleusenwärtern oder Fischereiaufsehern zu vermeiden. Die Strecke zwischen dem "nassen Dreieck", wo der Dortmund - Ems - Kanal und der Mittelland - Kanal zusammen treffen und der Schleuse Gleesen, wo Kanal und Ems zusammentreffen, wird von uns bevorzugt befischt. Auf dieser Strecke liegen fünf Schleusen, mehrere Wendebecken und ein Futterhafen. Beim fischen am Futterhafen empfiehlt es sich nachzusehen, was die Schiffe geladen haben. Wir haben schon oft einen Eimer voll Sojabohnen oder Mais bekommen und damit schöne Fische gefangen. Leider sitzen an dieser Stelle auch oft "Kochtopfangler" die sich hier Material für ihre "kulinarischen Perversionen" besorgen. (leider) Es ist schließlich nicht mit anzusehen, wie ein 20er mit einem Hammerstiel eins übergebraten bekommt und in einer Plastiktüte verschwindet. Vor einigen Monaten waren Karpfenangler aus dem Ruhrgebiet bei uns am Kanal. Einer von

ihnen fing einen wunderschönen Grasfisch von 46 Pfund und hat diesen Fisch getötet um damit an einer Fisch- Hitparade teilzunehmen. Doch zum Glück sind solche Horrorbilder nicht alltäglich. Nun zum Angeln selbst, jeder hat wohl seine eigenen Erfahrungswerte beim Kanalangeln. Die Kanten zur Fahrrinne sind sehr gute Stellen, da man hier große Muschelbänke findet. Es ist daher zu empfehlen, Schlagschnur und starkes Vorfach zu verwenden. Über den richtigen Boilie kann ich keine genaue Angabe machen, auf Fischboilies darf man aber nicht verzichten. Abkippen sollte man vermeiden, kleine Futterstellen mit ein paar Partikeln und einer Handvoll Boilies bringen mehr Erfolg. Sich die Nächte um die Ohren schlagen braucht Ihr auch nicht, da die Fische auch über Tag gut beißen. Wer trotzdem auf das Nachtangeln nicht verzichten möchte sollte vermeiden Bivy´s aufzubauen. Zelten ist verboten, Schirmzelte dürfen benutzt werden, müssen aber Morgens abgebaut werden. Ich kenne aber keinen Fischereiaufseher, der etwas zu Schirmzelten sagt, die Mittags noch am Wasser stehen. Liebe Angelfreunde, wenn Ihr den Dortmund - Ems - Kanal einmal befischen wollt, fahrt nicht mit der Erwartung los, einen 30er zu fangen. Ich möchte mit meinem Bericht nicht irgendwelche Hoffnungen auf Massenfänge von Kapitalen machen, sondern nur einmal eines meiner Lieblingsgewässer vorstellen. Sicherlich haben die französischen Seen einen besonderen Reiz, aber diese Gewässer befischt man nur im Urlaub. Und mich wundert immer wieder das an Gewässern vor unserer Haustür immer weniger Angler zu sehen sind. Was aber bestimmt nicht an zu wenigen guten Fischen liegen kann, denn die gibt es bei uns auch. Ich glaube fast, das

viele die in Frankreich einen 40er oder gar einen 50er gefangen haben, keine Lust mehr auf unsere Gewässer haben oder sich nicht mehr über einen schönen 10er oder 15er freuen können. Man muß sich, glaube ich, über jeden überlisteten Fisch freuen. Es muß ja auch nicht immer der kapitalste Karpfen sein. Ein gelungener Angeltag mit Freunden an einem wunderbaren Gewässer ist das worauf ich nicht verzichten möchte. Wenn in der Stille der Nacht, zwischen dem Kraken von alten Bäumen und dem Schrei der Eule ein Bißanzeiger ertönt, so etwas braucht jeder von uns. Mal sehen. Vielleicht treffe ich ja mal den einen oder anderen von Euch am Dortmund - Ems - Kanal. Mir ist jetzt schon wieder nach einem Angeltrip und ich glaube, ich fahre jetzt zum Kanal und freue mich im voraus schon über die vielen schönen Stunden, die ich noch am Wasser verbringen werde. Denen von Euch, die unseren Kanal mal besuchen möchten, Wünsche ich viel Spaß an einem wunderbaren Gewässer.

P. S.: Tageskarten bekommt Ihr in fast allen Angelgeschäften und Gaststätten in der Nähe des Kanals. Ich möchte mich hier auch noch einmal bei meinen Kollegen für die zahlreichen, schönen Stunden am Wasser bedanken.

 

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