war, was sich ziemlich negativ auf den Hakensitz
auswirkte. Keine Königslösung also. Wer dies nicht wollte, konnte
wie auch heute sehr verbreitet, nur die Bremse der Rolle soweit wie
nötig öffnen um sie dann während des Drills zuzudrehen. Diese Art
des Fischens funktioniert allerdings lediglich mit hochwertigen, teuren
Modellen und im freien Wasser. Bei Billigrollen arbeiten die Bremssysteme
so ungenau, das immense Probleme entstehen. Eine halbe Drehung entscheidet
dann zwischen ganz offen und voll geschlossener Bremse. Vor Hindernissen
hat man teilweise gar nicht die Zeit die Bremse so einzustellen, wie
es nötig wäre um die Katastrophe zu verhindern. Eine Baitrunner ist
vor Hindernissen sicherlich die bessere Wahl. Kein Wunder also, daß
die allermeisten Karpfenangler, die ich kenne, ein Pärchen dieser
Wunderwerke ihr eigen nennen. Shimano ist unumstrittener Marktführer
in diesem Bereich, wohl weil sie die meiste Erfahrung in mit diesem
System haben.
Kommen wir nun zum Nachteil dieser technischen Errungenschaft. Seit
dem Wechsel von der Front- zur Heckbremse gibt es Ärger mit eben dieser.
Ich glaube sogar, das dies der Grund für den Riesenerfolg der alten
US-Baitrunner ist (und das trotz der katastrophalen Schnuraufwicklung).
Es ist leider immer dasselbe Lied: zu Anfang läuft die Baitrunnerbremsvorichtung
einfach prima. Doch nach spätestens 2 Jahren wird die Hemmvorrichtung
so hakelig und ruckelig, das man Angst um jeden gehakten Fisch haben
muß.
Meine Anfrage bei der Fa. Shimano diesbezüglich ergab folgenden Orginalkommentar
: "Einfach Deckel aufschrauben, Fett reinpressen bis es wieder rausläuft,
Fertig!" Das es nicht klappte brauche ich wohl nicht zu erwähnen.
Mal ganz davon abgesehen, das was hinter dem Gehäusedeckel liegt nicht
das Geringste mit der Bremse zu tun hat... Da ich meine Schätze aber
nicht einschicken, oder neue kaufen wollte (das könnte euch so passen
bei Shimano), begann ich zu experimentieren bis eine vertretbare Lösung
gefunden war. Im Laufe der letzten Jahre habe ich fast alle Rollen
meiner Freunde so behandelt und bisher stets gute Ergebnisse erzielt.
Ich will allerdings nicht verschweigen, das diese Pflege der Bremse
alle 2-3 Jahre wiederholt werden muß. Aber was hält schon ewig...
- Am hinteren Teil der Rolle finden Sie eine Schraube, welche die
Bremse sichert. Nach Entfernung derselben können Sie die Schutzkappe
abdrehen. Danach entfernen Sie mit Hilfe des Schraubendrehers die
2 Klammern (Position genau merken). Hiernach kann die Bremse Scheibe
für Scheibe auseinandergenommen werden.
- Die Scheiben der Bremse müssen nun mit einem weichen Tuch und
Spiritus komplett vom alten, verharzten Fett befreit werden. Sie
werden feststellen, daß einige der Scheiben mehr oder weniger eingekerbt
sind. Drehen Sie diese beim Zusammenbau einfach um (gilt nur für
die einfachen, ohne Führung). Die Filzscheiben müssen genauestens
kontrolliert werden. Sind sie gerissen, was öfter vorkommt, sollten
die Scheiben am besten neu bestellt werden. Erstaunlicherweise arbeitet
die Bremse zwar auch mit defekten Scheiben, zuverlässig ist es aber
nicht.
- So, nachdem jetzt alle Scheiben gereinigt vor Ihnen liegen, sollten
sie sich dem Rollengehäuse widmen. mit einem mit Spiritus befeuchteten
Wattestäbchen läßt sich das Gehäuse hervorragend reinigen. Hiernach
wird die Bremsanlage Scheibe für Scheibe wieder zusammengesetzt.
Jede Scheibe (auch die Filzscheiben) wird dabei mit einem Fettgemisch
aus ca. 75% Molikote (Graphitfett) und 25% Öl (harzfrei) bestrichen.
Die Prozentzahlen sind nicht bindend, da verschiedene Produkte unterschiedliche
Eigenschaften haben. Es sollte bei der Mischung eine Konsistenz
ähnlich der von Nivea- Creme erreicht werden.
- Das war es dann auch schon. Wenn Sie die Rolle allerdings einmal
vorliegen haben, sollten Sie zusätzlich noch andere markante Punkte
pflegen. Spulenachse und Griffkurbel freuen sich bestimmt ebenfalls
über eine Reinigung und Fettung. Von allen anderen Aktionen, vor
allem an Getriebe und Bügelmechanismus, rate ich dringend ab. Sie
glauben gar nicht, wie viele Teileeine solche Rolle hat und wie
lange man braucht um diese wieder in ihre ursprüngliche Position
zu bringen... Ich habe damals meine erste Baitrunner komplett zerlegt
und gereinigt / gefettet. Hat insgesamt 8 Stunden gedauert und von
der Bremse ausgenommen, kaum etwas gebracht. Zum Schluß noch ein
Tip : Wenn das Getriebe der Shimano defekt ist, kann man die Rolle
verschrotten (und eine Tournament kaufen ?), Reparatur lohnt nicht.
|