Auf
die Idee Karpfenangler zu werden, kam er wie viele kleinere Brüder es auch schon kamen:
Dem großen Bruder alles nachmachen! Aus meiner heutigen Sicht vollkommen verständlich,
fing der große Bruder doch große Karpfen, während er sich mit kleinen Rotaugen, Aalen,
und Zandern im Kindesalter herumschlug.
Sein damaliges Stammgewässer war der Rubbenbruchsee im Osnabrücker Stadtgebiet.
Ein etwa 60ha großer Baggersee, mit einem sehr guten Fischbestand aller gängigen Arten.
Zu dieser Zeit herrschte ein ständiges kommen und gehen von Karpfenanglern am See. Auch
Frank und ich haben dort sehr häufig gefischt. Alexander bekam also zwangsläufig mit,
wenn große Karpfen gefangen wurden. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis er ebenfalls
das Verlangen verspürte, einige dieser Karpfen über den Kescher zu führen. Und so kam
es dann auch.
Seine ersten Erfahrungen sammelte er mit einem Mischmasch aus Teleskopruten und
verschiedenen Rollen. Hiermit konnte er dann auch seine ersten Erfolge aufweisen, sein
Personal Best stieg schnell auf die 12 Pfund Marke. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt
begann er, den Grundstein für seinen späteren Spitznamen zu legen.
Relativ schnell kam dann der Zeitpunkt, an dem die Performance seiner
Gerätschaften nicht mehr seinen Ansprüchen genügte, oder den seiner Kollegen. Mit Hilfe
einer elterlichen Finanzspritze und seinem gesparten Taschengeld konnte er seine erste
eigene Karpfenausrüstung erstehen. Beim örtlichen Gerätehändler erstand er drei
Karpfenruten nebst Rollen. Es waren DAM Fighter Carp sowie Shimano SSG 3000.
Jetzt war er ein richtiger Karpfenangler, mit allem drum und dran!
Aber auch mit seiner neuen Ausrüstung war er stets darauf bedacht, möglichst
viele Fische zu schlitzen. Er konnte tun, was er wollte. Es war anscheinend kein Kraut
dagegen gewachsen. Von 10 Fischen verlor er mindestens 7!
Es gelang es ihm aber dennoch einige Fische bis 18 Pfund zu fangen.
Schnell machte es unter den anderen Karpfenanglern die Runde, daß Alexander einen
Großteil seiner Fische verlor. Immer wenn er am Wasser auftauchte hieß es: Der
Schlitzer kommt!" Auch Eckhardt und ich hatten eine Menge Spaß daran
Alexander damit aufzuziehen.
Wie er schließlich zu dem Rudi" vor dem der Schlitzer" kam,
ist eine recht komplizierte Sache.
Folgende Zeilen sollen zur Klärung beitragen:
Alexander ist mein Bruder. Die Verniedlichung von Bruder" lautet
Brudi". Da wir keine anderen Geschwister mehr haben, war ich der einzige der
Brudi" sagen durfte. Die anderen ließen aus der Not heraus einfach das
B" vor dem rudi" weg. Übrig blieb Rudi", genauer gesagt
Rudi der Schlitzer".
Durch den Beginn einer Lehre als Werkzeugmechaniker
hatte Rudi plötzlich ein größeres finanzielles Polster, so daß er sich mit Jim
Gibbinson Eclipse und Aero Baitrunner Rollen ausstatten konnte.
Doch zu diesem Zeitpunkt war schon ein Ende, zumindest aber eine Pause in seiner
Karriere als Karpfenangler abzusehen. Denn mit fortschreitender Pubertät begann Rudi der
Schlitzer die Welt zu entdecken. Mit dem Aufkeimen seiner Männlichkeit war nicht mehr das
Karpfenangeln sein größter Zeitvertreib, sondern der Genuß von alkoholischen
Getränken, Punkmusik, und der Kontakt zum anderen Geschlecht.
Von nun an war Karpfenangeln Nebensache.
Mittlerweile sind 3 Jahre ohne Rudi ins Land gegangen, als ich ihn eines Tages
überraschender Weise im Keller entdeckte: Rudi hatte sich Zutaten besorgt und war
fleißig am Boilies drehen!
Bei den darauf folgenden Sessions konnte er einige schöne Fische überlisten. Auch
die Probleme mit den Ausschlitzern schienen behoben zu sein, was aber nichts an der
Tatsache ändert, daß er weiterhin Rudi der Schlitzer" heißen wird!
Bis in alle Ewigkeit! |